Deutsche Pharmaunternehmen belegen 2. Platz bei klinischen Studien

Birgit Fischer: Arzneimittelhersteller in Deutschland investieren rund 5,8 Milliarden Euro in Forschung

Birgit Fischer vfa Verband forschenden Arzneimittelunternehmen

Deutschland war 2015 erneut weltweit die Nummer 2 bei klinischen Arzneimittel-Studien forschender Pharma-Unternehmen. Das geht aus einer Auswertung des öffentlichen Studienregisters "clinicaltrials.gov" hervor, die der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen vfa kürzlich in Berlin vorgestellt hat. Mit 599 Studien liegt Deutschland vor Großbritannien mit 547 Studien. Spitzenreiter sind die USA mit  2.397 eingereichten klinischen Medikamtenstudien.

Berliner medizinische Einrichtungen waren Spitzenreiter: Sie beteiligten sich an 226 Studien. Es folgen Hamburg 153 Studien, München mit 142 Einreichungen und Frankfurt am Main mit 117 Studien. In den meisten Studien ging es um die Erprobung neuer Behandlungen gegen Krebs oder Entzündungskrankheiten wie Asthma, Multipler Sklerose oder Morbus Crohn. Insgesamt wurden Studien zu 204 verschiedenen Krankheiten durchgeführt.

Dazu sagt Birgit Fischer, die Hauptgeschäftsführerin des vfa: "Die vielen Kliniken und Arztpraxen, die am Fortschritt der Medizin mitwirken, sind eine Stärke Deutschlands. Nicht zuletzt deshalb investieren forschende Pharma-Unternehmen hierzulande jährlich rund 5,8 Milliarden Euro in Laborforschung und klinische Studien."

Fischer weiter: "Möglich ist die Erprobung von Medikamenten in Studien nur, weil Unternehmen eng mit behandelnden Ärzten in medizinischen Einrichtungen zusammenarbeiten können; und weil einige von deren Patienten nach umfassender Aufklärung interessiert sind, an den Studien mitzuwirken. Diese Arbeit am therapeutischen Fortschritt fand jahrelang weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das hat der Akzeptanz unserer Branche nicht gut getan. Deshalb setzen wir seit einigen Jahren konsequent auf die Nachvollziehbarkeit dessen, was wir tun - auf Transparenz. Was in Studien geschieht, lässt sich heute schon in öffentlichen Datenbanken gut mitverfolgen. In einem nächsten Schritt werden unsere Unternehmen bis Ende des Monats auch offenlegen, welche Leistungen sie im Rahmen der Zusammenarbeit mit Ärzten zahlen. Damit werden sie zu einem Vorreiter in der Wirtschaft und im Gesundheitssystem, was Transparenz betrifft."

Hintergrundinformation
Im Regelfall führen Unternehmen Studien in Kooperation mit Kliniken und Arztpraxen in vielen Ländern zugleich durch. Gerade für die großen letzten Studien vor der Zulassung in Phase-III können es bis zu 55 Länder sein. 41 Prozent der Studien, an denen sich deutsche Kliniken und Praxen beteiligen, sind solche Phase III-Studien.

Clinicaltrials.gov ist ein öffentlich zugängliches Online-Register und eine Ergebnisdatenbank für medizinische Studien aus aller Welt. Es wird von den U.S. National Institutes of Health, also staatlich, betrieben. Hier werden sowohl Studien von Unternehmen wie auch von forschenden Ärzten und Krankenhäusern registriert und nach Beendigung der Studien um Ergebniszusammenfassungen ergänzt. Neben klinischen Studien enthält es auch andere Studienarten wie Anwendungsbeobachtungen und Registerstudien. Zudem sind hier auch Studien zu Diagnostika und medizintechnischen Geräten zu finden.

Clinicaltrialsregister.eu ist ein von der EU betriebenes öffentliches Online-Register, in das automatisch alle in der EU genehmigten klinischen Studien aufgenommen werden. Es wird von der europäischen Arzneimittelbehörde EMA betrieben. Es enthält Ergebniszusammenfassungen der seit Mai 2004 in der EU genehmigten klinischen Studien.

Ergebnisse von klinischen Studien, die seit August 2004 mit Beteiligung einer Arztpraxis oder Klinik in Deutschland durchgeführt wurden, finden sich in der öffentlichen Datenbank PharmNet.Bund, das im Auftrag der Bundesregierung vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information in Zusammenarbeit mit den Arzneimittelbehörden BfArM und PEI betrieben wird.