Denkzettel: Bayer-Vorstand wird auf Hauptversammlung nicht entlastet

Aufsichtsrat steht nach der Aktionärsrevolte geschlossen hinter dem Vorstand

Werner Baumann, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG, bei seiner Rede anlässlich der Hauptversammlung 2019 vor den Aktionären

Der Bayer-Konzern ist zwar operativ stark ins Jahr gestartet, die Führungsetage hat auf der Hauptversammlung allerdings ein Misstrauensvotum erhalten. Mit 55,5 Prozent wurde der Vorstand nicht entlastet. Doch der Reihe nach: Der Vorstandsvorsitzende startete auf der Aktionärsversammlung noch positiv zum Jahresstart: "Einen maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg hatte unser Agrargeschäft. Auch Pharmaceuticals entwickelte sich sehr erfreulich“, sagte er letzten Donnerstag bei der Vorlage der Mitteilung zum 1. Quartal 2019. Die Division Crop Science hat ihren nominalen Umsatz und ihr Ergebnis dank des neu akquirierten Agrargeschäfts mehr als verdoppelt. Pharmaceuticals steigerte Umsatz und Ergebnis deutlich. Dagegen blieb Consumer Health erwartungsgemäß unter dem Vorjahresniveau. Den Geschäftsausblick des Konzerns für 2019 bestätigte Baumann.

Der Konzernumsatz stieg im ersten Quartal um 4,1 Prozent auf 13,015 Milliarden Euro. Das Ebitda vor Sondereinflüssen erhöhte sich um 44,6 Prozent auf 4,188 Milliarden Euro, wenngleich negative Währungseffekte – ohne Berücksichtigung des akquirierten Geschäfts – mit 110 Millionen Euro belasteten. Das Ebit verringerte sich um 15,6 Prozent auf 1,950 Milliarden Euro. Es wurde gemindert durch Sonderaufwendungen von 1,050 Milliarden (Vorjahr: 78 Millionen) Euro. Diese standen vor allem in Verbindung mit der Akquisition und Integration von Monsanto (492 Millionen Euro) sowie mit den angekündigten Restrukturierungen (393 Millionen Euro). Das Konzernergebnis ging aufgrund der hohen Sonderaufwendungen um 36,5 Prozent zurück auf 1,241 Milliarden Euro. Hier liegt auch das Problem, welches auf der Hauptversammlung zum Eklat führte. Klagen in Bezug auf Monsanto und der Absturz des Bayer Börsenkurses seit Mitte 2018 feuerte die Stimmung an und ließ die Hauptversammlung bis in die Abendstunden gehen. Obwohl sich beispielsweise Pharmaceuticals gut entwickelt.

Pharmaceuticals steigert Umsatz und Ergebnis

Der Umsatz mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln (Pharmaceuticals) stieg um 5,3 Prozent auf 4,354 Milliarden Euro. Hierzu trugen die weiterhin starke Entwicklung des Gerinnungshemmers Xarelto und des Augenmedikaments Eylea sowie das insgesamt signifikante Wachstum in China bei. Xarelto legte um 14,8 Prozent zu. Maßgeblich dafür waren Mengenausweitungen in China, Japan und Europa. Der Eylea-Umsatz wuchs dank höherer Absätze um 14,5 Prozent. Besonders stark war das Plus in Großbritannien, Frankreich und Deutschland.

Im zweistelligen Prozentbereich legten auch die Krebsmedikamente Nexavar und Stivarga zu sowie Adempas zur Behandlung von Lungenhochdruck. Den höchsten prozentualen Zuwachs erzielte Stivarga mit 34,5 Prozent – vor allem durch Mengenausweitungen in China und ein deutlich verbessertes Geschäft in den USA. Der Adempas-Umsatz stieg um 12,9 Prozent – dank Mengenausweitungen in den USA und Europa. Das Plus von 11,4 Prozent bei Nexavar ist zurückzuführen auf Produkteinführungen in den Vorjahren in China – auch der Absatz war höher, insbesondere in Deutschland und Brasilien. Der um 24,4 Prozent rückläufige Umsatz des Multiple-Sklerose-Präparats Betaferon/Betaseron ist weiterhin im Wesentlichen durch den intensiven Wettbewerb in den USA begründet. Das Ebitda vor Sondereinflüssen von Pharmaceuticals erhöhte sich um 6,9 Prozent auf 1,512 Milliarden Euro. Das ist primär auf die sehr gute Geschäftsentwicklung und niedrigere Herstellungskosten zurückzuführen.

Bayer bestätigt Ausblick

Bayer bestätigt die Prognosezahlen – zu konstanten Wechselkursverhältnissen aus dem Jahr 2018 – für das laufende Jahr. Für 2019 erwartet der Konzern einen Umsatz von etwa 46 Milliarden Euro. Dies entspricht einer Steigerung um etwa 4 Prozent. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ebitda will Bayer auf rund 12,2 Milliarden Euro steigern. Für das bereinigte Ergebnis je Aktie plant das Unternehmen einen Anstieg auf etwa 6,80 Euro. Auch die Prognosen für die Segmente sind unverändert gegenüber dem Geschäftsbericht 2018. Bei den Zielen nicht berücksichtigt sind die Pläne zur Trennung von der Geschäftseinheit Animal Health, zum Verkauf der Consumer-Health-Marken Coppertone und Dr. Scholl’s sowie zur Veräußerung des 60-prozentigen Anteils am deutschen Standortdienstleister Currenta.

Hintergründe zum Misstrauensvotum

Um die im Jahre 2016 geplante Übernahme vom Saatguthersteller Monsanto durchführen zu dürfen (pharmaindustrie-online.de berichtete), musste Bayer einige Voraussetzungen erfüllen. Crop-Science-Geschäfte mit einem Umsatzvolumen von rund 2,2 Milliarden Euro wurden in diesem Zusammenhang an BASF verkauft (pharmaindustrie-online.de berichtete). Viel Wirbel im Vorfeld - doch was dann kam, wurde noch viel mächtiger. Eine Glyphosat-Klagewelle erschüttert den Konzern nachhaltig und der Aktienkurs von Bayer hat sich innerhalb eines Jahres fast halbiert. Für viele Aktionäre gilt die Montesano-Übernahme daher als krasse Fehlentscheidung und dem Missmut wurde auf der Hauptversammlung nun Luft gemacht.
 

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