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Inbetriebnahme mit Remote-Unterstützung macht Kapselfüllmaschine startklar

Praktische Alternative im Lockdown

Test bestanden: Bei Probeläufen im deutschen Competence Center hat die Kapselfüllmaschine FEC20 ihre Leistungsstärke bewiesen.

Im Pharmamaschinenbau sind Neuinstallationen und Site Acceptance Tests (SATs) an zahlreiche Anforderungen geknüpft. Für lange Zeit galt, dass die Inbetriebnahme einer Anlage eine erhöhte Präsenz des Maschinenherstellers vor Ort erfordert. Zu Zeiten von Corona war und ist dies jedoch nicht immer einfach zu realisieren. Wie die Installation dennoch zum Erfolg werden kann, zeigen zwei Beispiele aus dem Bereich der Kapselbefüllung sowie ein Digitaltool zur fernunterstützten Expertenbetreuung. Lösungen wie diese können SATs auch nach der Pandemie vereinfachen.

Bei der Installation einer Kapselfüllmaschine muss bereits das Ausrichten der Maschinenfüße sitzen, damit später Bauteile reibungslos ineinandergreifen und Produkte optimal fließen. Klassischerweise kümmert sich ein Team des Maschinenherstellers vor Ort um die fachgerechte Installation und den Site Acceptance Test. Wenn aber infolge einer Pandemie weite Reisen keine Option sind, braucht es praktische Alternativen.

Doppelter Ruf aus Spanien

Dies war in Spanien nahezu zeitgleich bei zwei Pharmaproduzenten der Fall: Ein Hersteller wollte Kapseln mit Pulver befüllen, das schmerzlindernd und fiebersenkend wirkt. Ein anderer wollte Pellet-Kapseln gegen Magen-Darm-Probleme herstellen. Die Anfragen stellten unterschiedliche Produkt- und Maschinenanforderungen, die es unter erschwerten Bedingungen zu erfüllen galt. Zwei Faktoren haben es trotz Pandemie ermöglicht, die Anlagen pünktlich in Betrieb zu nehmen: ein digital vernetztes Expertenteam und eine bewährte Kapselfülltechnologie.

Für die mit Pulver gefüllten Kapseln hatte der Anwender das Ziel, seinen Output von vormals 140.000 auf bis zu 200.000 Kapseln pro Stunde zu erhöhen. Zugleich sollte die neue Maschine leicht zu bedienen und zu reinigen sein. Die Antwort darauf war die FEC20, wie Testläufe mit dem Produkt im Competence Center von Fette Compacting in Schwarzenbek ergaben.

Die Kapselfüllmaschine FEC20 ist auf mittlere Batchgrößen bis 200.000 Kapseln pro Stunde sowie eine nutzerfreundliche Bedienung ausgelegt. So lässt sich zum Beispiel die Stopfstempelstation über ein Ausbausystem schnell entnehmen und außerhalb der Maschine zerlegen und reinigen. Bei Bedarf kann sie dann sofort gegen eine vorgerüstete Station getauscht werden. Daraus folgen kürzeste Umrüst- und Reinigungszeiten. Durch einen Antrieb mit Servo- und Torquemotoren lassen sich bislang gekoppelte Prozessschritte unabhängig voneinander einstellen. Auf diese Weise verkürzt sich die Gesamtdurchlaufzeit bei unveränderter Qualität.

Inbetriebnahme der Kapselfüllmaschine im Lockdown?

Die zentrale Frage des spanischen Herstellers war: Wie gelingt die Inbetriebnahme der Kapselfüllmaschine im Lockdown nach unveränderten Qualitätsanforderungen? Um diese Herausforderung zu bewältigen, mussten mehrere Standorte über Videokonferenzen zusammengeschaltet und die spanischen Servicetechniker innerhalb weniger Wochen geschult werden. Die Inbetriebnahme wurde permanent mit der Kamera begleitet, sodass immer nur ein Techniker vor Ort war. Per Remote-Verbindung gab das Team aus Deutschland seine Erfahrungswerte weiter, etwa für das Ausrichten der Maschinenfüße mit der Wasserwaage oder das Anschließen des Prozess-Equipments. So konnten die Projektbeteiligten sicherstellen, dass die Anlage optimal mit dem Produktionsumfeld harmoniert.

Dank Digitalvernetzung muss beim Ausrichten der Maschinenfüße der Kapselfüllmaschine in Spanien nur ein einziger Servicetechniker vor Ort sein

Beim zweiten Hersteller in Spanien erwies sich gerade der erste Aufbauschritt als anspruchsvoll: Der Boden wies einige Produktionsraum Unebenheiten auf. Ebenso herausfordernd war der kurze Projektzeitraum: Im Sommer 2020 wurde eine FEC40 bestellt, die bis Jahresende ausgeliefert und installiert sein sollte. Dieser Maschinentyp befüllt bis zu 400.000 Kapseln pro Stunde. Sein Duplex Concept vereint zwei vollständige Kapselfüllprozesse auf einer unveränderten Grundfläche, wodurch die Produktionskosten pro 1.000 Kapseln um bis zu 30 Prozent sinken. Darüber hinaus verfügt der Kapselfüller über das gleiche Bedien- und Antriebskonzept wie die FEC20.

Weil beim ersten Anwender schon wertvolle Erfahrungen für die Remote-Inbetriebnahme gesammelt werden konnten, ließ sich das Projektteam auch schnell für den neuen Fall formieren. So war es möglich, auch die größere Maschine fristgereicht auf die Füße zu stellen und erfolgreich in Betrieb zu nehmen.

Nach der Pandemie ist davon auszugehen, dass Maschinenhersteller bei SATs weiterhin auf Fernunterstützung zurückgreifen werden. Das verspricht je nach geografischer Lage schlankere Prozesse und eine Flexibilität, die beide Pharmasteller in Spanien bereits zu schätzen gelernt haben. Zunehmend stehen dafür digitale Hilfsmittel zur Verfügung.

Direkter Draht zum Maschinenexperten

Ein Digitaltool, das unter anderem bei Inbetriebnahmen die Zusammenarbeit erleichtern soll, ist die mobile App „LiveGuide“ von Fette Compacting. Sie ist im Geschäftsbereich OSDi entstanden, der bei der Entwicklung digitaler Werkzeuge eng mit Anwendern zusammenarbeitet. LiveGuide ermöglicht per Live Chat eine schnelle und direkte Abstimmung mit den Maschinenexperten.

Für Inbetriebnahmen und schnelle Troubleshootings wurde mit „LiveGuide“ ein Digitaltool entwickelt, das sich über mobile Endgeräte wie Smartphones, Tablets und Smart Glasses nutzen lässt.

Über eine gesicherte Verbindung lassen sich Dokumente austauschen und Videokonferenzen durchführen. Die App ist für Endgeräte wie Smartphones, Tablets und Smart Glasses optimiert, damit die Anweisungen der Experten direkt an der Maschine umgesetzt werden können. Eine gesonderte Verbindung zum Produktionsnetzwerk ist nicht erforderlich. Zu den speziellen Features gehört eine Augmented-Reality-Funktion (AR), die mithilfe visueller Zeigewerkzeuge die Präzision erhöht. 

Innerhalb der App hilft eine Augmented-Reality-Funktion dabei, auf wesentliche Bauteile und Installationsschritte hinzuweisen.

Außerdem hilft eine In-App-Übersetzung mit dem intelligenten Sprachtool DeepL dabei, Sprachbarrieren zwischen Experten und Bedienern zu überbrücken. Dies kann sich bei Fällen wie in Spanien als großer Vorteil erweisen.

Autor: Carsten Schulz, Projektmanager bei Fette Compacting