Zukunftsvisionen aus den wissenschaftlichen Labors

Forschung und Entwicklung auf der Research & Technology

Messegeschehen

Welche Zukunftsvisionen den Weg aus den naturwissenschaftlichen Labors in die industrielle Fertigung und Produktion finden, entscheidet sich nicht selten auf der Research & Technology im Rahmen der Hannover Messe. In Halle 2 werden vom 7. bis 11. April 2014 nicht nur die neuesten Ergebnisse aus der Grundlagen- und Anwendungsforschung präsentiert, sondern auch immer wieder überraschende Verknüpfungen und Kooperationen, die innovative Ergebnisse kreieren.

Erstmals treten in diesem Jahr die europäischen Raumfahrer der ESA gemeinsam mit ihren Kollegen vom Forschungszentrum Cern auf, das versucht, die letzten Rätsel im Aufbau der Materie zu entschlüsseln. Die Spin-off-Programme beider Institutionen expandieren stetig, die Erkenntnisse aus beiden Gebieten werden heute systematisch von der Forschung in die Wirtschaft übertragen. „Technologietransfer ist ein zentrales Anliegen beider Organisationen“, bestätigt Enrico Chesta, Leiter der Technology Transfer Section der Cern Knowledge Transfer Group, der den gemeinsamen Messeauftritt der beiden Organisationen auf der Hannover Messe vorbereitet.

ESA, Cern und weitere namenhafte Forschungsinstitute
ESA wie Cern können schon auf große Transfererfolge verweisen: die ESA unter anderem bei Sensoren, Kameras oder bei der Breitband-Internetkommunikation. Auch das Cern ist in unser aller Alltag fest verankert, denn die Grundlage für das World Wide Web schuf der Cern-Informatiker Timothy J. Berners-Lee mit seiner Hypertext Markup Language (HTML). Auch kombinierte PET- und CT-Scanner, ursprünglich für die Grundlagenphysik entwickelt, sind heute in der Krebsdiagnose unverzichtbar. Mögliche nächste Erfolge präsentieren die wissenschaftlichen Schwergewichte auf ihrem Gemeinschaftsstand D54 in Halle 2. Neben Cern und ESA stellen weitere namhafte Forschungsinstitute, Unternehmen und Universitäten aus dem Bereich Forschung und Entwicklung auf der Research & Technology 2014 aus: KIT, FHG, Helmholtz-Zentren, Leibniz-Institute, DLR, Forschungszentrum Jülich/RWTH, TU Wien, NTH/DIN, TÜV Rheinland.

Neun führende technische Universitäten schließen Allianz
Kooperation wird ohnehin ganz groß geschrieben auf der Research & Technology: So haben unter der Bezeichnung neun führende technische Universitäten TU9 eine Allianz geschlossen, zu der die RWTH Aachen, das Karlsruhe Institut für Technologie (KIT), die Leibniz Universität Hannover, die Universität Stuttgart sowie die Technischen Universitäten Berlin, Braunschweig, Darmstadt, Dresden und München gehören. TU9 steht für mehr als 250 000 Studierende, die Hälfte aller Ingenieur-Absolventen kommt von dort. „Einzeln sind die Universitäten seit Jahren Aussteller – als TU9 treten wir zum ersten Mal auf“, erklärt TU9-Geschäftsführer Venio Piero Quinque. Im Fokus der Beteiligung am Stand des VDI (Halle 2, D36) stehen Forschungsprojekte zur Elektromobilität und nachhaltigen Energienutzung. Besonderer Blickfang ist das Elektromobil Ineco, das nicht nur durch seine integrale Mischbauweise (CFK-Stahl-Hybrid) und, daraus abgeleitet, sein geringes Gewicht punktet, sondern auch mit seinem aufregenden Design.

Ein Forschungsprojekt von besonderer Größe und Bedeutung ist die Energiewende. Kein Wunder also, dass sie in verschiedenen Facetten auf der Research & Technology breiten Raum einnimmt. „Viele exzellente Forscherinnen und Forscher arbeiten in Deutschland auf diesem Gebiet“, sagt Marc Siemering, Geschäftsbereichsleiter Hannover Messe. „Die Themen reichen von Energiespeicher- und Netztechnologien über Fusions- und Materialforschung bis hin zur Bioenergiekonversion und Photovoltaik – alles in Halle 2.“ Für den Besucher sind sie im Themenpark Energy Research (C62), der in diesem Jahr Premiere feiert, zusammengefasst. Dort zeigt zum Beispiel die Unicat Ltd. vom britisch-russischen Industrieforschungskonsortium Uniheat einen speziellen Konverter, der mechanische Energie aus Wärme gewinnt. Ein weiterer Mitstreiter im Themenpark ist die IB Göksel Elektrofluidsysteme & RTM, die unter anderem einen Synthesegasreaktor und ultraleichte Photovoltaikzellen vorstellt.

Themenparks zu besonderen Forschungsgebieten
Energy Research ist im Übrigen nur einer von sechs Themenparks, weitere sind Adaptronik, Nanotechnologie (World of Nano), Bionik, Organische Elektronik sowie Textile Solutions. Nanotechnologie ist bereits heute in vielen Produkten und Verfahren angekommen. Beispiele dafür sind die Hyperthermie, eine Krebstherapie auf Basis von magnetischen Nanopartikeln, die Trinkwasseraufbereitung mit nanoporösen Filtern, Rotorblätter von großen Windkraftanlagen, die durch Kohlenstoffnanoröhrchen (Carbon Nanotubes) besonders stabil und dennoch leicht gebaut werden können, oder der Korrosionsschutz, in dem keramische Nanobeschichtungen toxische Schwermetalle wie Chrom und Nickel ersetzen. Die World of Nano bietet jedes Jahr eine bestmögliche Plattform, um neueste technologische Entwicklungen, Verfahren und Visionen aus der „Welt der Zwerge“ zu präsentieren. Partner der World of Nano ist das VDI Technologiezentrum, das im Auftrag des BMBF mit der Themenkampagne „Welcome to Nanotech Germany“ führende Unternehmen der Nanobranche vorstellt.

Ein großes Thema unter anderem in der Automobil- und Flugzeugfertigung, im Maschinenbau und in der Energietechnik ist der Leichtbau. Kohlenfaserverstärkte Kunststoffe (CFK) sind hier das Ass im Ärmel. Allerdings ist die Fertigung von CFK-Teilen nicht einfach und war lange Zeit von kostenintensiver Handarbeit geprägt. Welche Möglichkeiten automatisierte Prozesse haben, welchen technischen Stand sie erreicht haben, erfährt man beim Get-together und einer spannenden Podiumsdiskussion „Automation trifft CFK“ am 10. April. Die Zusammenkunft von Ausstellern und Fachbesuchern der Industrial Supply, Industrial Automation sowie der Research & Technology wird um 17 Uhr auf dem Werkstoff-Forum (Stand D52) in Halle 6 ausgerichtet. Doch nicht nur dort, sondern ganz allgemein ist die Research & Technology genau der Ort, um gemeinsame Visionen und Projekte zu entwickeln, strategische Allianzen zu schmieden und nachhaltige Kontakte zu knüpfen. Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft erhält in Halle 2 auf der Hannover Messe ein Gesicht und wird dort mehr denn je live gelebt.