Die deutsche Pharmaindustrie zieht laut VCI für die ersten sechs Monate des Jahres 2025 eine positive Zwischenbilanz. Produktion und Umsätze legten im Vergleich zum Vorjahr zu, gleichzeitig belasteten steigende Kosten und politische Unsicherheiten die Branche. Nach einem unerwartet starken Jahresauftakt folgte im Frühsommer eine spürbare Abschwächung der Dynamik.
Pharmaindustrie: Umsatz wächst trotz Belastungen
Im Vorjahresvergleich konnte die Branche den Umsatz steigern. Getrieben wurde diese Entwicklung durch eine hohe Nachfrage im In- und Ausland, die im ersten Quartal auch durch vorgezogene Aufträge infolge angekündigter US-Zölle beeinflusst war. Bereits im Frühsommer ließ die Dynamik jedoch spürbar nach.
Erzeugerpreise und Produktionskosten unter Druck
Die Erzeugerpreise stiegen im ersten Halbjahr deutlicher als die Apothekenpreise. Damit verschärfte sich die Belastung für viele Unternehmen. Ursache waren vor allem höhere Produktionskosten, die sich nicht vollständig auf den Markt überwälzen ließen. Dies setzt insbesondere Hersteller von margenschwachen Wirkstoffen zusätzlich unter Druck.
Pharmaindustrie im Exportgeschäft gefordert
Die USA sind der wichtigste Exportmarkt der deutschen Pharmaindustrie. Doch dort verschärfen Zölle und Preisdruck die Situation. Die amerikanische Regierung drängt auf eine stärkere lokale Produktion und fordert zugleich niedrigere Verkaufspreise für US-Kunden. Für deutsche Unternehmen bedeutet dies eine weitere Belastung, die mittelfristig zu Verlagerungen führen könnte.
Margendruck wächst durch Importabhängigkeit
Auch der Binnenmarkt ist nicht frei von Problemen. Bei zahlreichen Wirkstoffen ersetzen Importe zunehmend die heimische Produktion. Dies schwächt die Resilienz des Gesundheitssystems und verstärkt die Abhängigkeit von Lieferketten außerhalb Europas. Vor allem Produkte aus China und Indien spielen hierbei eine zentrale Rolle.
Geschäftsklima in der Pharmaindustrie bleibt angespannt
Die Stimmung in den Unternehmen hat sich im zweiten Quartal eingetrübt. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage rutschte ins Minus, wenngleich die Mehrheit der Unternehmen für die kommenden Monate wieder optimistischer ist. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mahnt jedoch zur Vorsicht.
VCI fordert Reformen für den Pharmastandort Deutschland
VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup erklärte „Das Pharmageschäft zeigt sich robust. Das ist in diesen turbulenten Zeiten ein Erfolg. Die guten Zahlen dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Branche immens unter Druck steht. Der Standort Deutschland ist zu teuer, jetzt verschärfen Zölle den Preisdruck zusätzlich. Krisen haben gezeigt: Die Pharmaindustrie ist systemrelevant und für Abhängigkeiten von anderen Ländern zahlen wir im Ernstfall einen hohen Preis. Bereits jetzt wird ein Großteil relevanter Arzneimittel in China oder Indien hergestellt. Wir müssen verhindern, dass noch mehr Forschung und Produktion ins Ausland verlagert werden." Um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, fordert der VCI eine zügige Umsetzung der angekündigten politischen Reformen.