Ablösung des BI-LOOPS-Systems durch „SAP EWM“
Boehringer Ingelheim setzt für zentralisierte und harmonisierte Prozesse auf einheitliches ERP-System
Mittwoch, 29. Oktober 2025
| Redaktion
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Biopharmazeutische Produktion bei Boehringer Ingelheim
Biopharmazeutische Produktion bei Boehringer Ingelheim, Bild: Boehringer Ingelheim

Als global agierender Konzern setzt Boehringer Ingelheim auf eine weltweit einheitliche ERP-Lösung, um Prozesse zu standardisieren, Effizienz zu steigern und Transparenz in allen Abläufen zu schaffen. Diese Lösung basiert auf „SAP S/4HANA“ als zentralem ERP-System sowie ergänzenden Satellitensystemen wie dem Extended Warehouse Management „SAP EWM“. An den meisten internationalen Standorten ist diese Implementierung bereits erfolgreich erfolgt. Am Hauptsitz Ingelheim ist der Go-live des kompletten ERP-Systems für 2027 vorgesehen.

Dort befinden sich zentrale Logistikbereiche: ein modernes Verpackungsgebäude sowie ein automatisiertes Hochregallager, das einen Großteil der Kunden beliefert. Um Risiken zu minimieren und die Komplexität der vollständigen SAP-Einführung zu reduzieren, wurde entschieden, „SAP EWM“ für Verpackungsgebäude und Hochregallager vorab einzuführen. So konnten Erfahrungen gesammelt und Prozesse stabilisiert werden, bevor die gesamte ERP-Lösung ausgerollt wird.

Abat erarbeitet Implementierungsplan für Boehringer Ingelheim

Abat entwickelte gemeinsam mit Boehringer Ingelheim ein Vorgehen, das auf einem globalen „SAP-EWM“-Template basiert. Dies verfolgte folgende Ziele: 

  • maximale Standardisierung
  • minimale Abweichungen vom SAP-Standard
  • klare Skalierbarkeit für andere Standorte. 

Anpassungen am Template wurden nur dann vorgenommen, wenn sie für mehrere Lager von Nutzen oder für zukünftige Anforderungen relevant waren.

Besondere Anforderungen im Projekt:

  • Integration einer Applikation für das Temperaturtracking einzelner Handling Units
  • Anbindung des automatisierten Hochregallagers an EWM
  • Schnittstellenentwicklung zu einem externen MES-System (non-SAP)

Damit entstand eine Lösung, die nahtlos in die globale ERP-Strategie eingebettet ist, aber gleichzeitig die lokalen Besonderheiten berücksichtigt.

Projekt für ein unternehmensweites ERP-System: Von der Planung bis zum Go-live

Die Wurzeln des Projekts liegen im Eclipse-Projekt, das grundlegende Anforderungen definierte. Bereits im Juni 2021 fiel die Entscheidung für Abat als Implementierungspartner. In Workshops wurden die Anforderungen und Prozesse detailliert ausgearbeitet. Die Covid-19-Pandemie stellte das Team vor organisatorische Herausforderungen, die aber durch pragmatische Lösungen wie größere Räume für Workshops schnell gemeistert wurden. In dieser Phase wurde deutlich, dass die bestehende Systemlandschaft komplexer war als zunächst angenommen. Durch „Deep Dives“ in einzelne Prozesse wurden diese präzise aufgeschlüsselt und in das Solution Design überführt. Erste Tests im Wareneingang bestätigten die Machbarkeit. Ab Januar 2022 konzentrierte sich das Projektteam auf die Umsetzung. Entwicklungen wurden realisiert, Daten migriert, Prozesse getestet. Im vierten Quartal 2022 stand der Verify-2-Test an. Boehringer Ingelheim prüfte gemeinsam mit Abat alle Prozesse und bestätigte deren Qualität. Der Übergang in die PtQ-Phase („Promote to Quality“) markierte einen entscheidenden Meilenstein auf dem Weg zum Go-live.

Vorbereitung für ERP-System auf den Go-live

2023 stand ganz im Zeichen der finalen Vorbereitung. Über neun Testwochenenden wurde das System und vor allem die Verbindung zur Fördertechnik auf Herz und Nieren geprüft. Über 100 Key User wurden geschult, ergänzt durch das „Gym-Konzept“, das die Anwendungssicherheit bis zum Go-live sicherstellte.

Produktiver Start: ERP-System wickelt erste Pilotaufträge fehlerfrei ab

Im September 2023 erfolgte schließlich der produktive Start. Nach finalen Leistungs-Optimierungen wurden die ersten Pilotaufträge fehlerfrei abgewickelt. Der Business Go-live verlief erfolgreich – die Systeme liefen weitgehend störungsfrei, die Mengen- und Prozessanforderungen wurden schnell erreicht.

Höherer Automatisierungsgrad und Transparenz steigern Effizienz 

Die Einführung von „SAP EWM“ in Ingelheim war ein voller Erfolg. Prozesse im Verpackungsgebäude und im Hochregallager konnten harmonisiert und automatisiert werden. Ergebnisse nach sieben Wochen Go-live:

  • 7.091 Paletten im Wareneingang verarbeitet
  • 802 Auslieferungen mit 9.899 Paletten abgewickelt
  • 612 Prozessaufträge für 7.584 Paletten fertiger Produkte abgeschlossen
  • 429 Nutzungsentscheidungen dokumentiert

Die gesteigerte Automatisierung und Transparenz führten zu deutlich höherer Effizienz und verbesserten Kontrollmöglichkeiten der Warenströme. Damit ist Boehringer Ingelheim einen wichtigen Schritt näher an seinen Zielen der operativen Exzellenz und logistischen Leistungsfähigkeit.

Fazit: ERP-System erfolgreich bei Boehringer Ingelheim eingeführt

Mit der erfolgreichen Einführung von „SAP EWM“ am Standort Ingelheim hat Boehringer Ingelheim die Grundlage für den globalen ERP-Rollout gelegt. Abat trug mit technischer Expertise, Projektmethodik und enger Zusammenarbeit entscheidend dazu bei, dass die hochkomplexe Einführung im Verpackungsgebäude und Hochregallager nicht nur reibungslos verlief, sondern auch positive Anpassungen in der Vorgehensweise für kommende EWM Projekte hervorbrachte.

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