Bayer will bis 2026 Leistung steigern und strategische Flexibilität zurückgewinnen

Anderson: Pharma-Pipeline vorantreiben, Rechtsrisiken reduzieren, Schulden abbauen

Bill Anderson im Kreis seiner Bayer-Vorstandskollegen auf der Bilanzpressekonferenz 2024

Der Bayer-Konzern hat seine angepassten Ziele für das Geschäftsjahr 2023 erreicht. Auf der Bilanzpressekonferenz in London blickte Vorstandsvorsitzender Bill Anderson zurück und nach vorn. „Wir sind ein Life-Science-Unternehmen mit hoher Schlagkraft, das von einer großartigen Mission getragen wird, und wir haben drei starke Divisionen. Aber an vier Stellen gibt es dringenden Handlungsbedarf“, sagt Anderson mit Blick auf Patentabläufe und die Pipeline der Division Pharmaceuticals, die US-Rechtsstreitigkeiten, den hohen Schuldenstand sowie auf die hierarchische Bürokratie, die den Fortschritt blockiere.

Der Pharmakonzern werde in den nächsten 24 bis 36 Monaten seine Energie und seinen Fokus auf den Aufbau einer starken Pharma-Pipeline, die Reduktion der Rechtsrisiken, den Schuldenabbau und die weitere Einführung des radikal neuen Organisationsmodells „Dynamic Shared Ownership“ (DSO) richten, um die Performance zu steigern. DSO soll Hierarchien abbauen, Bürokratie beseitigen, Strukturen verschlanken und Entscheidungsprozesse deutlich beschleunigen. Ziel ist es, sich voll auf Kunden und Produkte zu konzentrieren und in allen Unternehmensbereichen schlanker und effizienter als der Wettbewerb zu sein. Dadurch sollen ab 2026 jährlich zwei Milliarden Euro an Organisationskosten eingespart werden. Letztlich soll DSO das Wachstum durch eine bessere Kundenorientierung und ein höheres Innovationstempo ankurbeln und so zum Beispiel die Pharma-Pipeline von Bayer stärken. Die Division Consumer Health soll sich besser entwickeln als der Wettbewerb.

Strukturveränderungen bleiben eine Option

Die Antwort auf die Frage nach der künftigen Struktur und einer möglichen Aufspaltung des Konzerns lautet „nicht jetzt“, aber auch nicht „nie“. „Natürlich werden wir für alles offenbleiben“, so Anderson. Angesichts des stark begrenzten Handlungsspielraums „liegt unser Hauptaugenmerk jetzt jedoch auf der Bewältigung unserer Herausforderungen, der Steigerung unserer Performance und der Schaffung strategischer Flexibilität. Wir sind davon überzeugt, dass dieser Ansatz das Beste für Bayer ist.“

Bayer verbucht 2023 Umsatz- und Ergebnisrückgang

Mit Blick auf das Geschäftsjahr 2023 sagt Finanzvorstand Wolfgang Nickl: „Wir haben den angepassten Ausblick bei allen wichtigen Geschäftszahlen erreicht.“ Der Konzernumsatz sank auf 47,6 Milliarden Euro. Das Ebitda vor Sondereinflüssen ging auf 11,7 Milliarden Euro zurück. Das betriebliche Ergebnis lag bei 612 Millionen Euro nach sieben Milliarden Euro im Vorjahr. Das Konzernergebnis betrug minus 2,9 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 4,2 Milliarden Euro im Vorjahr. Basierend auf den Wechselkursen zum Stichtag 31. Dezember 2023 rechnet der Konzern für das Geschäftsjahr 2024 mit einem Umsatz von 46 Milliarden bis 48 Milliarden Euro.

Pharma trotz stabilem Umsatz mit rückläufigem Ergebnis

Der Umsatz mit rezeptpflichtigen Medikamenten in der Division Pharmaceuticals lag mit 18,1 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Deutliche Zuwächse erzielten unter anderem neue Produkte wie ein Krebsmedikament und ein Medikament zur Behandlung der chronischen Nierenerkrankung bei Typ-2-Diabetes. Gegenläufig wirkten deutlich niedrigere Umsätze in China.

Consumer Health setzt positive Geschäftsentwicklung fort

Mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten erzielte Bayer einen Umsatz von mehr als sechs Milliarden Euro. Währungsbereinigt wuchs die Division in allen Regionen mit Ausnahme von Nordamerika, wo der Umsatz auf Vorjahresniveau lag. In den Kategorien Dermatologie sowie Schmerz und Herz-Kreislauf wurden prozentual zweistellige Umsatzsteigerungen erzielt. Die Kategorie Allergie und Erkältung legte zu. Das Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln lag auf Vorjahresniveau.

Gute Fortschritte bei Nachhaltigkeitszielen

Bayer hat im vergangenen Jahr weiter an der Umsetzung seiner Nachhaltigkeitsstrategie gearbeitet und erneut gute Fortschritte auf dem Weg zur Erreichung seiner Ziele bis 2030 gemacht. Dies gilt sowohl für die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks als auch für das Engagement in den Bereichen Gesundheit, Verhütung und Unterstützung von Kleinbauern in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Auf der UN-Wasserkonferenz in New York hat Bayer im März eine neue Wasserstrategie vorgestellt, die zur Bewältigung der globalen Wasserkrise beitragen soll.