
Bayer und das Biotech-Unternehmen Kumquat Biosciences haben eine Vereinbarung in der Präzisionsonkologie getroffen, um ein neues Wirkstoffprojekt voranzubringen. Im Fokus steht ein Kandidat gegen KRAS-G12D-Mutationen, die zu den häufigsten genetischen Treiberveränderungen in verschiedenen Krebsarten zählen. Die Zusammenarbeit richtet sich auf Tumorarten mit hohem medizinischem Bedarf und könnte für bestimmte Patientengruppen neue Behandlungswege eröffnen.
Verantwortlichkeiten in der Entwicklung festlegen
Kumquat wird den Start sowie den Abschluss einer Phase-Ia-Studie verantworten, während Bayer die weiteren klinischen Prüfungen und die spätere Vermarktung übernimmt. Bereits im Juli 2025 erhielt Kumquat von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA die Genehmigung für den Antrag auf ein neues Prüfarzneimittel für den KRAS-G12D-Inhibitor. Bayer plant, die anschließenden Studienphasen und Zulassungsverfahren international zu steuern.
Bayer investiert bis zu drei Milliarden Dollar
Die Vereinbarung sieht für Kumquat potenzielle Zahlungen von bis zu einer Komma drei Milliarden Dollar vor. Diese setzen sich aus Vorabzahlungen, Meilensteinzahlungen für klinische und kommerzielle Erfolge sowie gestaffelten Umsatzbeteiligungen zusammen. Für Bayer eröffnet sich damit die Möglichkeit, einen neuartigen Wirkstoff gegen eine bislang schwer therapierbare Mutation exklusiv zu vermarkten.
Medizinischer Hintergrund zu KRAS-Mutationen
KRAS-Mutationen treten bei fast einem Viertel aller menschlichen Krebserkrankungen wie Bauchspeicheldrüsen-, Darm- und Lungenkrebs auf. Besonders relevant ist die KRAS-G12D-Variante, die mit einer hohen onkogenen Aktivität verbunden ist. Sie findet sich unter anderem bei rund 37 Prozent der duktalen Adenokarzinome des Pankreas, bei etwa 13 Prozent der kolorektalen Karzinome und bei vier Prozent der nicht-kleinzelligen Lungenkarzinome. Bayer sieht in diesem Bereich erhebliche Chancen für gezielte molekulare Therapien.
Prognosen und Herausforderungen beim Pankreaskarzinom
Das Pankreaskarzinom gilt weiterhin als schwer behandelbar. Neben der Chemotherapie stehen nur wenige Optionen zur Verfügung. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt unter zehn Prozent. Weltweit ist diese Krebsart die sechsthäufigste krebsbedingte Todesursache. Prognosen deuten darauf hin, dass die Zahl der Neuerkrankungen bis 2050 um knapp 95 Prozent steigen könnte – auf fast eine Million Fälle jährlich. Für Bayer unterstreicht dies die Notwendigkeit, neue Wirkmechanismen klinisch zu etablieren.
Stimmen zur Kooperation von Bayer und Kumquat
„Wir evaluieren kontinuierlich innovative Ansätze zur Verbesserung der Behandlungsergebnisse von Patienten“, erklärte Dr. Jürgen Eckhardt, Leiter Business Development and Licensing in der Division Pharmaceuticals bei Bayer. Die Partnerschaft mit Kumquat biete die Möglichkeit, ein potenziell neues therapeutisches Konzept für einen bisher unzureichend adressierten Bereich zu entwickeln.
„KRAS-Mutationen sind entscheidend für die Krebsentwicklung und können gezielt bekämpft werden“, ergänzte Prof. Dominik Rüttinger, Leiter der Frühen Forschung und Entwicklung bei Bayer. Auch Kumquat-CEO Yi Liu sieht in der Zusammenarbeit eine Chance, die klinische Pipeline des Unternehmens zu beschleunigen und langfristig neue Therapien bereitzustellen.