Cloudbasierte Dateninfrastruktur kann rund 70 Server bei Roche ersetzen
Analysen in Echtzeit: Roche vereinfacht seine Dateninfrastruktur
Dienstag, 16. Dezember 2025
| Redaktion
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Der skalierbare, sichere Cloud-Service für industrielle Daten ermöglicht Roche die Aggregation, Kontextualisierung und gemeinsame Nutzung von Echtzeitdaten.
Der skalierbare, sichere Cloud-Service für industrielle Daten ermöglicht Roche die Aggregation, Kontextualisierung und gemeinsame Nutzung von Echtzeitdaten, Bild: Aveva

Schnelle, datenbasierte Entscheidungen sind in der Pharmaindustrie ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Der Schweizer Pharmakonzern Roche setzt deshalb darauf, seine Dateninfrastruktur zu modernisieren: In einem Pilotprojekt in Basel führt das Unternehmen weltweit verteilte Daten auf einer gemeinsamen Cloudplattform zusammen, um Forschung und Entwicklung zu beschleunigen.

Zersplitterte Datenlandschaften und komplexe IT-Strukturen erschweren die digitale Transformation von Industrieunternehmen. Roche geht diese Herausforderungen konsequent an. Mit über 100.000 Mitarbeitenden weltweit, mehr als 22 Millionen behandelten Personen pro Jahr und rund 64 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2024 gehört der Konzern zu den international bedeutendsten Akteuren der Branche. Mit einer cloudbasierten Datenplattform will F. Hoffmann-La Roche Daten aus Fertigung und Diagnostik intelligent verknüpfen und analysieren und so die Grundlage für schnellere Innovationen schaffen.

Neue Dateninfrastruktur sorgt bei Roche für schnelle und zuverlässige Analysen

Roche stand vor der Herausforderung, eine immer größere Menge an historischen und Echtzeit-Produktionsdaten aus verschiedenen PI-Systemen in eine harmonisierte, analytisch verwertbare Form zu überführen. Die bestehenden Systeme waren fragmentiert, teuer und erforderten spezialisiertes IT-Wissen. Verteilte Serverlandschaften erschwerten die Datenaggregation auf globaler Ebene. Zudem war die Datenmenge von Terabytes auf Petabytes angewachsen, was Analysen teuer und langsam machte. 

Roche testet industrielle Datenplattform

Im Rahmen eines Leuchtturmprojekts testete ein Team von Roche in Basel eine umfassende industrielle Datenplattform, die auf Aveva Connect Data Services basiert. Der skalierbare, sichere Cloud-Service für industrielle Daten ermöglicht die Aggregation, Kontextualisierung und gemeinsame Nutzung von Echtzeitdaten. Unterstützt wurde die Zusammenarbeit von Capgemini als Umsetzungspartner. 

Mittelpunkt des Pilotprojekts war der Aufbau einer skalierbaren, validierungsfähigen Datenarchitektur für Fertigungsprozesse, inklusive der Möglichkeit, eigene Analysen durchzuführen und für die vorausschauende Wartung zu nutzen. Darüber hinaus sollte geprüft werden, inwieweit sich Aveva Connect Data Services in eine von der US-Gesundheitsbehörde FDA validierte Infrastruktur integrieren ließe. Und nicht zuletzt ging es darum, Kosten zu reduzieren. 

Echtzeitdaten machen Verschleiß und Ausfälle frühzeitig sichtbar

Innerhalb von drei Monaten wollte das Team greifbare Fortschritte für die Hannover Messe präsentieren. Die Ergebnisse wurden anhand zweier Anwendungsfälle bewertet: Im Fokus des Projekts standen die Data-Mesh-Architektur und die digitale Wartung. Roche implementierte zunächst Connect Data Services, um verschiedene Datenquellen zu bündeln. Über die Cloud-Plattform ließen sich zudem bestehende Anwendungen wie Betriebs- und Analysetools problemlos integrieren. Zu diesen zählen Snowflake als Unternehmensdaten-Hub sowie Dataiku, Seeq und Aveva Advanced Analytics, die alle der Datenanalytik dienen. Durch die Integration dieser Tools konnte Roche seine operativen und IT-Daten nahtlos verknüpfen. Dies führte nicht nur zu einer besseren Skalierbarkeit, sondern erleichterte auch die Validierung und Compliance.

Digitale Wartung: Zustandsüberwachung von Zentrifugen auf Predictive Maintenance umstellen

Für die neue Data-Mesh-Architektur wurden Fertigungsdaten aus mehreren PI-Systemen zentralisiert und der Datenaustausch zwischen den bestehenden Betriebs- und Analysetools ermöglicht. Bei der digitalen Wartung ging es um die Zustandsüberwachung von Zentrifugen, um von kalenderbasierter auf vorausschauende Wartung umzustellen und Verschleiß sowie kostspielige Ausfälle frühzeitig zu erkennen. Entscheidend war die Anomalie-Erkennung mithilfe von Aveva Advanced Analytics und einem digitalen Zwilling des Zentrifugenmodells. Da das System Verschlechterungen und Abweichungen der verknüpften Daten frühzeitig erkennt und meldet, ließ sich die Betriebseffizienz der Zentrifuge deutlich verbessern.

Skalierbare Prozesse als Vorbild für weitere Roche-Standorte

In beiden Fällen konnten innerhalb kürzester Zeit sehr gute Ergebnisse erzielt werden: Aus Petabytes an Daten wurden optimierte Terabytes, die nun deutlich schneller verfügbar waren und wesentlich kostengünstiger im Betrieb. Die Tests ergaben, dass die cloudbasierte Dateninfrastruktur bei Roche rund 70 Server ersetzen kann. 

Durch die partnerschaftliche Zusammenarbeit konnte Roche innerhalb von drei Monaten seine Datenlandschaft transformieren und eine skalierbare Entscheidungsfindung ermöglichen. Der Test wurde bewusst so angelegt, dass sich die Lösungen auf weitere Standorte und Use Cases übertragen lassen. Besonders wichtig war dabei ein kollaborativer Ansatz: Erfahrene Mitarbeitende aus Produktion, IT, Datenanalyse und Business Development arbeiteten in iterativen Zyklen zusammen, um sowohl technische als auch fachliche Anforderungen zu integrieren. 

Autor

Ileana Honigblum
Vice President und Market Leader DACH & Eastern Europe bei Aveva

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