Anlagenauslastung auf historischem Tiefpunkt
Deutsche Pharma- und Chemieindustrie zieht durchwachsene Jahresbilanz 2025
Mittwoch, 10. Dezember 2025
| Redaktion
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Entwicklung der deutschen Pharma- und Chemieindustrie 2025: Während die Pharmaunternehmen sich über positive Produktions- und Umsatzzahlen freuen konnten, sinken die Werte in der Chemiebranche weiter
Während die Pharmaunternehmen sich über positive Produktions- und Umsatzzahlen freuen konnten, sinken die Werte in der Chemiebranche weiter, Bild: VCI

Die Pharma- und Chemieindustrie blickt auf ein sehr schwieriges Jahr zurück. Produktion und Erzeugerpreise lagen 2025 jeweils um 0,5 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Gesamtumsatz sank um ein Prozent und auch die Zahl der Beschäftigten verringerte sich leicht. Die Branche befindet sich damit weiterhin in einem angespannten Umfeld. Der Verband der Chemischen Industrie VCI warnt vor weiterem Substanzverlust und fordert verlässliche politische Rahmenbedingungen. 

„Die Industrie funkt SOS. 2025 war für unsere Branche erneut sehr schwierig und der Blick nach vorn wird nicht rosiger“, sagt Markus Steilemann. Der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) fordert angesichts der schweren Wirtschaftskrise den Schulterschluss im Land und einen konsequenten Blick nach vorn: „Deutschland hat weiterhin sehr viel Potenzial. Jetzt muss alles geschehen, damit nicht noch mehr Substanz verloren geht. Die Anstrengungen der Unternehmen für eine gute Zukunft am Standort Deutschland müssen sich auszahlen. Dazu braucht es neben niedrigeren Kosten endlich verlässliche Rahmenbedingungen und die Rückkehr zu wenigen aber sinnvollen Regelungen.“

Entwicklung der Pharma- und Chemieindustrie

Die Auslastung der Produktionsanlagen lag 2025 nur noch bei 70 Prozent und damit auf einem historischen Tiefpunkt. Seit 2021 sind die Aufträge im Inland und Ausland um mehr als 20 Prozent zurückgegangen. Die Chemieproduktion verringerte sich um zweieinhalb Prozent. Der Umsatz sank im Inland und im Export um jeweils drei Prozent. Die Zahl der Beschäftigten reduzierte sich um rund 2.400 Personen, was einem Rückgang von 0,5 Prozent entspricht.

Die Pharmaindustrie entwickelte sich 2025 etwas robuster als die Chemie. Die Produktion stieg um drei Prozent und der Umsatz legte um mehr als vier Prozent zu. Dennoch hat sich die Geschäftslage deutlich eingetrübt und liegt inzwischen im negativen Bereich. Der Ausblick für 2026 bleibt verhalten.

Prognose für die Pharma- und Chemieindustrie 2026

Für das kommende Jahr rechnet der Verband für die gesamte Pharma- und Chemieindustrie mit einer stagnierenden Produktion. In der Chemie ist ein weiterer Rückgang von einem Prozent zu erwarten. Bei sinkenden Preisen und unverändertem Output dürfte der Umsatz um rund zwei Prozent fallen, sowohl im Inland als auch im Ausland.

Eine aktuelle VCI Umfrage zeigt ein deutlich pessimistisches Stimmungsbild.

  • 20 Prozent der Unternehmen prüfen eine Verlagerung oder Stilllegung ihrer Produktion.
  • Jedes zehnte Unternehmen plant die Schließung eines kompletten Standorts.
  • Mehr als 40 Prozent rechnen mit sinkenden Umsätzen im Inland.
  • Nahezu jedes zweite Unternehmen erwartet eine weitere Verschlechterung der Erträge.

Belastende Faktoren für die Pharma- und Chemieindustrie

Zu den wichtigsten Belastungsfaktoren zählen hohe Produktions und Energiekosten, starke regulatorische Unsicherheiten, langsame Genehmigungsverfahren und umfangreiche bürokratische Vorgaben. Hinzu kommen volatile Rohstoff und Emissionspreise. Ein starker Euro, Überkapazitäten aus China, hohe US Zölle und geopolitische Unsicherheiten belasten zusätzlich.

VCI bekräftigt Forderungen zur Stärkung der Branche

Damit die Pharma- und Chemieindustrie in Deutschland und Europa wieder zukunftsfähig wird, müssen aus VCI-Sicht diese sechs Punkte umgesetzt werden:

  1. Produktionsstandorte in den strategischen Bereichen Chemie und Pharma sichern, um Versorgungssicherheit und Resilienz zu erhöhen.
  2. Innovation stärken, indem Forschung und Entwicklung verlässlich gefördert werden.
  3. Investitionen in Bildung, Infrastruktur, Digitalisierung und Technologien der Zukunft priorisieren.
  4. Reformen in Energie und Klimapolitik, Behördenprozessen und sozialen Sicherungssystemen vorantreiben, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.
  5. Eine langfristige industriepolitische Gesamtstrategie mit klaren Prioritäten entwickeln.
  6. Europa wirtschaftlich stärken durch gemeinsame Industriepolitik, Kapitalmarktunion und einen vollendeten Binnenmarkt.

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