Spitzenwert: 38 Biopharmazeutika 2018 neu zugelassen

Medizinische Biotechnologie mit Bestwerten

Deutschland sollte seinen Anteil an der biotechnologischen Wertschöpfung weiter ausbauen

Biopharmazeutika, also Medikamente aus gentechnischer Herstellung, setzen eine neue Bestmarke: 2018 gab es mit 38 so viele Zulassungen für Biopharmazeutika wie sonst in zwei Jahren zusammen. 24 davon beruhten auf einem neuen Wirkstoff; die übrigen waren Biosimilars, also Nachbildungen von Original-Biopharmazeutika nach deren Patentablauf. Die Branche der medizinischen Biotechnologie, die diese Medikamente erfindet, entwickelt, produziert und vertreibt, erwies sich 2018 in Deutschland erneut als Jobmotor: Ihre Belegschaft wuchs weiter; dieses Mal um 6 Prozent auf 49.700 Mitarbeiter, die großteils hoch qualifiziert sind.

Dies sind Ergebnisse des aktuell veröffentlichten Branchenreports "Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2019". Er wurde von der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) für vfa bio erarbeitet.

Der Umsatz mit Biopharmazeutika betrug 2018 11,4 Milliarden Euro (im ambulanten und Krankenhaus-Bereich zusammen) gegenüber 10,2 Milliarden Euro 2017. Sie erreichten 27,4 Prozent Marktanteil (zuvor 26,0 Prozent). Maßgeblich für diese Entwicklung sind weiter zunehmende Verordnungen aufgrund des hohen medizinischen Bedarfs sowie die Neuzulassungen der letzten Jahre. "Die medizinische Biotechnologie ist therapeutisch wie ökonomisch stark", kommentierte Dr. Frank Mathias, Vorsitzender von vfa bio und CEO der Rentschler Biopharma SE bei der Vorstellung des Reports in Frankfurt a.M. "Dazu tragen Forschung und Produktion am Standort Deutschland wesentlich bei. Doch um den Anteil an der globalen Wertschöpfung der medizinischen Biotechnologie zu stärken, sollte Deutschland entschlossener vorangehen. Dazu zählt, für kleine und mittlere Unternehmen mehr Innovationskapital zu mobilisieren. Dazu gehört auch, die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzubringen, um wichtige Erkenntnisquellen für kommende Innovationen zu erschließen und die Versorgung der Patienten zu verbessern."

Genauer unter die Lupe nimmt der Biotech-Report 2019 auch den Teil des Biopharmazeutika-Marktes, in dem Original-Biopharmazeutika mit Biosimilars im Wettbewerb stehen. Letztere erreichen meist schon binnen weniger Monate wesentliche Marktanteile. In den Anwendungsgebieten, in denen es Biosimilars seit mindestens einem Jahr gibt, kommen sie auf einen Marktanteil von 38 Prozent. "Das zeigt", so Mathias, "dass Biosimilars zu einem sehr relevanten Marktfaktor geworden sind, weil Ärzte sie schnell und häufig einsetzen. Dementsprechend brauchen sie auch keine weiteren politischen Interventionen wie die automatische Substitution in der Apotheke. Sie können aus eigener Kraft im Wettbewerb bestehen."

Den medizinischen Schwerpunkt des aktuellen Reports bildet das umsatzstärkste Anwendungsgebiet von Biopharmazeutika: Die Therapie von Patienten mit Autoimmunkrankheiten. Bei diesen Patienten richtet sich das eigene Immunsystem gegen gesunde Organe. Davon sind 5 bis 8 Prozent der Bevölkerung betroffen - etwa von rheumatoider Arthritis, Multipler Sklerose oder Schuppenflechte. Rund 30 Biopharmazeutika sind zur Behandlung solcher Krankheiten zugelassen, darunter auch einige seltene wie etwa die thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (Gefahr von Blutgerinnseln) oder die periodischen Fiebersyndrome.

"Pharma- und Biotech-Unternehmen bieten Patienten immer smartere Devices zur Selbstanwendung der Medikamente und unterstützen deren regelmäßige und korrekte Anwendung mit Patientenbegleitprogrammen", erklärte Judith Wallenstein, Senior Partnerin bei BCG. "Dank solcher Patienten-zentrierten Entwicklungen führen Therapieerfolge beim Einzelnen auch zu gesamtgesellschaftlichen Verbesserungen wie etwa weniger Arbeitsausfälle und Frühverrentungen. So wird ein Mehrwehrt für das gesamte Gesundheitswesen geschaffen." Der Report analysiert die Aktivitäten aller Unternehmen in der medizinischen Biotechnologie in Deutschland.