Dr. Schwabe in Karlsruhe kennzeichnet Arzneimittel fälschungssicher mit Etikettendruckspendern

Der Horseshoe-Applikator hat die Form eines Hufeisens

Was haben Ginkgo-Blätter und Hufeisen gemeinsam? Beide gelten als Glückssymbole. Viel Glück unter einem Dach vereint die Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG bei der Herstellung ihrer pflanzlichen Arzneimittel in Karlsruhe: Sie kennzeichnet ihre Ginkgo-Produkte mit Hufeisen-Applikatoren von Bluhm Systeme aus Rheinbreitbach und verhindert so wirksam internationale Produktpiraterie.

Der Apotheker Dr. Willmar Schwabe errichtete 1866 in Leipzig eine „Fabrikationsstätte für die Zubereitung von Arzneimitteln“. Sein besonderes Augenmerk lag auf der wissenschaftlichen Erforschung und Entwicklung homöopathischer und pflanzlicher Arzneimittel, sogenannter Phytopharmaka. Heute beschäftigt die in fünfter Generation geführte und inzwischen international agierende Schwabe-Gruppe 3.200 Mitarbeiter, davon etwa 700 am Standort Karlsruhe-Durlach. „Wir sind weltweit einer der wenigen  Anbieter pflanzlicher Arzneimittel, der vom Anbau, der Ernte, Herstellung und Verpackung bis hin zum Versand alles in einer Hand behält und so stets eine gleichbleibend hohe Qualität garantiert!“ erklärt Gerhard Kroker, Leiter der Herstellung und Konfektionierung der Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG: „Das Zugpferd unseres Hauses sind Ginkgo-Spezialextrakte.“

Phytopharmaka fälschungssicher kennzeichnen
Das erste Ginkgo-Arzneimittel namens Tebonin brachte das traditionsreiche Familienunternehmen 1965 nach langjähriger pharmakologischer Forschung und klinischen Prüfung auf den Markt. Ginkgo wirkt durchblutungsfördernd und beugt nachlassender Gedächtnisleistung vor. Heute wird es unter anderem zur Behandlung von Demenz eingesetzt. Um beim weltweiten Export Produktpiraterie zu verhindern und die Verbreitung von Fälschungen auszuschließen, zog Dr. Schwabe die Kennzeichnungsspezialisten von Bluhm Systeme zu Rate. In enger Zusammenarbeit mit Experten für Verpackungs- und Sondermaschinenbau integrierte Bluhm einen Etikettendruckspender vom Typ Legi-Air 4050E mit Zebra-Druckmodul in die Produktionsstraße. Wird dieser Druckspender mit individuellen Seriennummern gespeist, bringt er auf jede Arzneimittelpackung ein Etikett mit einer weltweit einzigartigen Nummer auf.

Das Verfahren ist so simpel wie überzeugend: „Bei einer Großbestellung z.B. aus China fordern wir bei der Gesundheitsbehörde eine entsprechende Anzahl randomisierter Seriennummern an“, erklärt Gerhard Kroker. Randomisiert bedeutet, dass es keine einfach zu durchschauende Nummernreihenfolge gibt, die von Fälschern missbraucht werden könnte. Der Arzneimittelhersteller spielt die Seriennummern in SAP ein, verknüpft sie mit dem passenden Auftrag und übermittelt sie an den Leitrechner der Verpackungsanlage. Der Leitrechner ist mit dem Zebra-Druckmodul des Etikettendruckspenders vernetzt. Im vollklimatisierten, hygienischen Reinraum werden die Versandkartons mit den Einzelprodukten befüllt und verschlossen. Sobald ein Karton ordnungsgemäß gefüllt ist, erhält der Drucker automatisch das Signal, ein Etikett auszudrucken. Alle 20-30 Sekunden passiert bei Dr. Schwabe eine Verpackung den Spender und wird entsprechend gekennzeichnet.

Etikettiervorgang

Übereck-Etikettierung
Der Code für den Umkarton wird doppelt auf das Etikett gedruckt und übereck auf den Karton aufgebracht. Grund hierfür ist die Forderung der chinesischen Behörden, dass der Code des Umkartons von mindestens zwei Seiten aus lesbar sein muss. Daher ist der Spendestempel des Legi-Air 4050E bei Dr. Schwabe zweigeteilt. Er hat die Form eines Hufeisens und wird deshalb auch Horseshoe-Applikator genannt. Das Druckmodul schiebt das frisch gedruckte Etikett auf den Spendestempel vor, wo es per Saugluft festgehalten wird. Hat der Karton seine Etikettierposition erreicht, fährt der Stempel aus und bringt das Etikett berührungslos auf dessen Oberseite auf. Die Hälfte des Etiketts steht zwar vorne über den Karton über, wird aber dank der Saugluft des „Hufeisens“ sicher gehalten. Daraufhin setzt sich ein auf dem Spendestempel angebrachter zweiter Druckluftzylinder in Bewegung und führt das Etikett präzise um die Kante des Kartons. Da die Barcode- und Klarschriftinformationen im Vorfeld doppelt auf das Etikett aufgedruckt wurden, sind sie nach der Übereck-Etikettierung nicht nur auf der Oberseite des Kartons lesbar, sondern auch auf dessen Vorderseite.

Nach der Etikettierung ermittelt ein Kamerascanner, ob die Kartons wirklich gekennzeichnet wurden. Er verifiziert und analysiert den gedruckten Barcode und meldet die aufgedruckte Seriennummer via Leitrechner an SAP zurück. „So wird automatisch erfasst, welcher Karton mit welcher Seriennummer versehen wurde. Das verhindert nicht nur die Mehrfachnutzung der Nummern, sondern ermöglicht gleichzeitig deren genaue Zuordnung zum Produkt und Empfänger“, freut sich Gerhard Kroker. Sollte etwas mit der Etikettierung nicht stimmen, wird der Karton an dieser Stelle ausgeschleust.

Modular aufgebautes Etikettiersystem
Der Legi-Air 4050E ist ein Etikettendruckspender, der dank seines modularen Aufbaus leicht an unterschiedliche Aufgabenbereiche angepasst werden kann. Eine Vielzahl verschiedener Applikatoren ermöglicht es ihm, Etiketten aus unterschiedlichsten Materialien in allen möglichen Größen und Formen aufzubringen. Individuelle Spendearme applizieren die Aufkleber von oben, unten, der Seite oder übereck. Sogar das Innere von Hülsen oder Rohren könnte mit dem Legi-Air 4050E etikettiert werden. Paletten kann er gleichzeitig auf mehreren Seiten kennzeichnen, ohne dass diese dafür anhalten müssen. Um das Produkt auf keinen Fall zu beschädigen, erfolgt die Etikettierung meistens völlig berührungslos. Auf Signalebene kommuniziert das Gerät dank seiner zahlreichen Schnittstellen mit allen vor- oder nachgeschalteten Systemen – gleich welche Steuerungssoftware oder EDV diese verwenden. Die fälschungssichere Produktkennzeichnung mit dem Legi-Air 4050E-Etikettendruckspender ist keine reine Glückssache. Dafür sorgen bei Dr. Schwabe ja schon Ginkgo und Hufeisen.