Packex entwickelt digitales Beschriftungsverfahren für Braille-Schrift auf Pharmaverpackungen

Braille Beschriftung auf Arzneimittelverpackung

Packex, Hersteller von nachhaltigen Verpackungen, hat eine neuartige Lösung für sehbehinderte oder blinde Patienten entwickelt. Mit „Digital Braille“ ersetzt das Unternehmen auf seinen Verpackungen das bisher übliche aufwändige Prägeverfahren. Gerade bei der Einnahme von Medikamenten können Fehler fatal sein: Es drohen Vergiftungen oder Überdosierungen. Blinde oder fast blinde Menschen sind auf ihren Tastsinn angewiesen, um zu erkennen, ob sie die Kopfschmerztablette oder ein anderes Medikament in der Hand halten. Kleine Hervorhebungen in Form von Punkten auf Medikamentenpackungen lassen sich ertasten und ergeben so Worte, die überlebenswichtig sein können.

Sehbehinderte und blinde Menschen müssen ohne fremde Hilfe erkennen können, welches Medikament sie in der Hand halten. Das schreibt eine EU-Verordnung seit 2004 vor. Seitdem müssen alle Verpackungen und Behältnisse verschreibungspflichtiger Arzneimittel mit Braille-Schrift gekennzeichnet sein. Für alle Arzneimittel, die ab September 2006 zugelassen werden, ist die Braille-Schrift in Deutschland Pflicht. Nahezu alle Medizinprodukte sind daher mit der Punktschrift versehen. Diese muss den Produktnamen und die wichtigsten Angaben zur Wirkstoffstärke enthalten. Weitere Angaben wie Einnahmehinweise oder Verfallsdatum sind den Herstellern freigestellt. Ausgenommen sind Arzneimittel, die ausschließlich von Ärzten oder medizinischem Fachpersonal angewendet werden. Dazu gehören zum Beispiel Infusionslösungen oder Impfstoffe. Auch Medikamente, deren Verpackung nicht genügend Platz bietet, müssen nicht mit Braille gekennzeichnet werden.

Stanz-Methode für Braille und ihre Nachteile

Konventionell wird die Braille-Schrift mit einer Stanze in das Verpackungsmaterial gestanzt. Ein speziell angefertigtes Werkzeug drückt die Punkte von unten nach dem entsprechenden Muster in den Druckbogen. Dabei wird das Material nach außen gepresst, wodurch die typischen Hervorhebungen entstehen. Neben einem speziell angefertigten Stanzwerkzeug muss bei der Produktion auch die Einstellung der Druckmaschine auf den jeweiligen Druckauftrag abgestimmt werden. Ein Prozess, der Kosten verursacht und die Produktionszeit verlängert. Weitere Nachteile sprechen gegen das Stanzen: Durch die Materialverdrängung besteht die Gefahr, dass die Punkte „aufplatzen“ und Risse entstehen. Auch das Design ist durch das Werkzeug eingeschränkt. Nicht zuletzt besteht die Gefahr, dass die Punkte beim Transport eingedrückt werden. Wenn Apotheker dies nicht bemerken, kann das Produkt beschädigt an den Patienten weitergegeben werden. Für stark sehbehinderte Menschen hat dies zur Folge, dass die Packung für sie (teilweise) unleserlich ist.

„Digital Braille“ durch Automatisierung, Digitalisierung und Injekt-Verfahren

Der Verpackungsspezialist Packex hat sich deshalb zu einem radikalen Schritt entschlossen: zur Einführung von „Digital Braille“. Am Produktionsstandort im rheinland-pfälzischen Worms werden unter anderem Faltschachteln anders hergestellt: Die Prozesse sind durch Digitalisierung, Automatisierung und den Einsatz neuer Technologien auf Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit ausgerichtet. Neben dem Schneiden der Druckbögen im Laser-Cut-Verfahren geht das Unternehmen auch bei der Braille-Schrift neue Wege. Eine besondere Herausforderung stellten dabei die hohen Anforderungen der Pharmaindustrie dar. Das neue Verfahren musste vor der Einführung alle regulatorischen Anforderungen erfüllen. Die Braille-Schrift wird bei Packex im Injekt-Verfahren punktgenau auf die Oberfläche der Verpackungen aufgebracht, so dass Erhebungen entstehen. Dazu wird ein spezieller UV-Lack verwendet. Die Punkte können perfekt geformt und in der richtigen Höhe aufgebracht werden, ohne das Substrat zu beschädigen. Neben der hohen Qualität liegt ein weiterer Vorteil in der Zeit- und Kostenersparnis. Für das Verfahren wird kein separates Prägewerkzeug benötigt. Es muss keine Stanze vorgefertigt werden.

Stattdessen kommt eine weltweit einzigartige Maschinenkombination zum Einsatz: Basierend auf einer Transportmaschine von Kohmann kommen unter anderem drei Druckköpfe für den UV-Lackauftrag, eine LED-Trocknung und eine hochpräzise Braille-Messmaschine zum Einsatz. Die Qualität der Verpackungen wird durch eine videobasierte Qualitätssicherung sichergestellt. Auch in Zukunft will Packex mit neuen Ideen dazu beitragen, dass Verpackungen in Deutschland nachhaltig produziert werden können. Neben der Produktionsweise sollen Ideen auch die Produktqualität in der Pharmaindustrie verbessern. Die Einnahme von Medikamenten soll insbesondere körperlich eingeschränkten Patienten das Leben erleichtern und nicht zusätzlich erschweren. Das fängt schon bei der Verpackung an.

Hintergrundinformationen zur Braille-Schrift

Die gleichnamige Blindenschrift wurde 1825 von dem Franzosen Louis Braille entwickelt. Sechs Punkte werden zweizeilig in Papier oder ein anderes Material gestanzt. Daraus ergeben sich 64 Kombinationsmöglichkeiten bzw. Zeichen des weltweit verwendeten Braille-Alphabets.
Menschliche Fingerspitzen können maximal sechs Tasteindrücke gleichzeitig unterscheiden. Intelligente Lösungen wie der NFC-Tag ermöglichen es, sich die Beschriftung von Verpackungen mit technischen Hilfsmitteln vorlesen zu lassen.

Autor: Julian Erhard, Geschäftsführer Packex
 

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