Pharma-Talk mit Johannes Schubert von Schubert Packaging Systems über Pharma-Sekundärverpackungen

„Vom Reagenzglas zum Patienten“

Johannes Schubert

In der Pharmaproduktion spielen Prozessstabilität und vor allem Sicherheit eine große Rolle. Auch der Aspekt Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung dazu. pharmaindustrie-online.de sprach über diese Themen auf der Interpack 2023 mit Johannes Schubert, der in der Schubert Firmengruppe in dritter Generation als Geschäftsführer die Unternehmenstochter Schubert Packaging Systems verantwortet. Er gibt Einblicke in das Familienunternehmen, erklärt wie Top Loading für nachhaltigere pharmazeutische Sekundärverpackungen sorgt und verrät, warum er nicht Profifußballer oder Polizist geworden ist, sondern seinen beruflichen Weg im eigenen Betrieb gegangen ist.

Und diese Innovationskraft und dieser Pioniergeist haben dafür gesorgt, dass wir im Jahr 2022 mit rund 1.600 Mitarbeitern einen Gruppenumsatz von 380 Millionen Euro erzielt haben. Was uns von anderen Maschinenbauern unterscheidet, ist unsere unternehmerische DNA, die unser Großvater uns mit auf dem Weg gegeben hat. Das betrifft nicht nur die Familie, sondern auch all unsere Mitarbeiter. Weil es nie gut genug ist, suchen wir immer nach dem Idealen, nach der besseren Lösung. Stillstand ist Rückschritt. Wir sind hungrig nach mehr und haben den Blick in die Zukunft gerichtet, um in der Gegenwart erfolgreich zu sein. Das ist einer unserer Haupterfolgsfaktoren. Natürlich ist das auch anstrengend. Aber unsere Messestände wie auf der Interpack sind voll. Es kommen nicht nur Kunden, Interessenten und Lieferanten, sondern auch Wettbewerber. Mein Großvater war immer stolz, wenn andere Maschinenbauer unsere Lösungen bestaunt und kopiert haben. Wettbewerb belebt das Geschäft und solange uns der Wettbewerb nachahmt, sind wir auf dem richtigen Weg.

Welche Schwerpunkte setzen Sie für die Pharmaindustrie?

Für den Pharmabereich ist das Top Loading von Sekundärverpackungen unser Steckenpferd, also der Verpackungsbereich für Vials, Spritzen, Pens und Kit Assembly. Wie erwähnt fokussieren wir uns auf die Märkte Nordamerika und Europa. In der Pharmaindustrie bestimmen die „Global Heroes“ das Geschäft, darauf basiert unsere Entscheidung für die beiden Kontinente. Natürlich verfolgen wir langfristig den Plan, unsere geografischen Ziele auch auszuweiten, auf den asiatischen Markt - und auch Südamerika mit Brasilien wird eine wichtige Rolle spielen. Für den Moment wollen wir uns nicht verzetteln, aber es wird sicher nicht mehr lange dauern, dass gerade Südamerika intensiver betreut wird.

Produktsicherheit spielt in der Pharmaproduktion eine entscheidende Rolle. Wie trägt Ihr Unternehmen zur Qualitätssicherung bei?

Der Pharmazeut legt viel Wert auf Prozessstabilität und vor allem Sicherheit. Diese Bedürfnisse unserer Pharmakunden können wir zu 100 Prozent durch unser lückenloses, vollintegriertes Verpackungsprozesssystem erfüllen. Durch unsere Qualifizierung und Validierung sowie die Kamerasysteme in allen Maschinen ermöglichen wir jederzeit eine vollständige Produktkontrolle. Es gibt nicht eine Sekunde, in der wir nicht wissen, wo welcher Zuschnitt, wo welches Produkt oder wo welches Inlay ist. Wenn es mal zu Qualitätsproblemen kommt, können wir einzelne Produkte sofort über Robotertechnologie ausschleusen und den Prozess sichern.

Endlich wieder Interpack: Welche Neuheiten haben Sie auf der Messe für die Pharmakunden vorgestellt?

Auf der Interpack 2023 haben wir gleich zwei Premieren für den Pharmabereich. Das ist einmal im Flow Pack Bereich die „Box Motion Ultraschall Siegeleinheit“. Diese wurde unter anderem speziell für unsere pharmazeutischen Kunden entwickelt, weil Spezifikationen und Anforderungen für Schlauchbeutel in der Pharmaproduktion ganz andere sind als die in der Herstellung von Lebensmitteln. Die zu verarbeitenden Folien sind viel dicker und benötigen mehr Zeit, um sie zu versiegeln. Das lösen wir mit der neuen Ultraschall-Siegeleinheit in Kombination mit der fliegenden Quersiegeleinheit. Diese verschließt auch ausgesprochen dicke Folien hermetisch dicht und schafft dennoch hohe Taktleistungen von bis zu 250 Produkten pro Minute, die wir im Schlauchbeutelbereich abpacken können. Die Intelligenz liegt hier bei einer kontinuierlichen Siegelzeit bei variablen Zuführgeschwindigkeiten. Somit sichern wir die höchsten Qualitätsansprüche unserer Kunden.

Das zweite Thema ist der Cobot, unser kooperativer Roboter „tog 519“. Nach unserem Kenntnisstand ist er der schnellste Cobot der Welt und schafft bis zu 90 Takte pro Minute mit dem Griff aus der Kiste. Seine Aufgabe ist, unsortiert liegende Produkte, die als Schüttgut in einer Kartonage oder einer Box sind, zu separieren und aus einer Unordnung in eine stabilisierte Ordnung zu bringen. Unser „tog“ ist mit einem Schubert Kamerasystem ausgestattet, welches sogar die Möglichkeit hat, KI-basiert praktisch über Nacht neue Aufgaben zu lernen. Dieser Cobot wird aufgrund seiner Fähigkeiten konventionelle Zuführsysteme ersetzen. Meiner Meinung nach wird es Vibrations-Zuführsysteme bzw. mechanische Separiersysteme in der Zukunft nicht mehr geben, weil der „tog“ aus der Unordnung direkt die Möglichkeit hat, produktschonend Elemente richtig in die gewünschte Ordnung abzulegen. Das bringt den Pharmaherstellern mehr Platz in der Produktion, reduziert die Anzahl an Geräten, die Energie ziehen oder gewartet werden müssen. Zwar sind die zwei Neuheiten Produkte der Schubert Gruppe, aber wir werden diese beiden bei Schubert-Pharma mehr und mehr einsetzen.

Eine persönliche Frage zum Abschluss: War es schon immer klar, dass Sie im Unternehmen Ihres Großvaters arbeiten werden oder hatten Sie als junger Mensch noch ganz andere Ideen?

Mein Kindheitstraum war es, Fußballer zu werden. Später wollte ich gerne zur Polizei gehen. Im fortgeschrittenen Teenageralter habe ich dann schon Interesse an unserem Familienunternehmen entwickelt und gespürt, dass es mir viel Spaß machen würde, die Schubert Familiengruppe zu unterstützen. Als das Thema Schulabschluss nahte und die Frage, was danach kommen soll, habe ich mich für eine Ausbildung zum Industriemechaniker entschieden. Wir haben das in der Familie intensiv diskutiert, ob diese Lehre im eigenen Betrieb oder in einem anderen Unternehmen absolviert werden soll. Ich habe eingangs schon erzählt, dass jeder bei Schubert das Geschäft von der Basis auf lernen muss. Deshalb fiel meine Wahl auf eine interne Ausbildung.
Aus der zweiten Generation sind zwei von drei Kindern im Unternehmen tätig. Von uns Enkelkindern in der dritten Generation haben sich drei von sieben für eine Tätigkeit im Unternehmen entschieden. Die vierte Generation ist auch schon am Start: Meine kleine Tochter, die im Frühling dieses Jahres auf die Welt gekommen ist, ist mit ihrer Mama hier auf der Interpack unterwegs. Mit ihren drei Monaten ist sie vermutlich die jüngste Interpack Besucherin. Vielleicht möchte sie ja später auch in unser Team kommen, was mich sicher freuen würde, aber unter keinen Umständen eine Erwartung ist.

Herr Schubert, wir bedanken uns für die spannenden Einblicke in Ihr Unternehmen und für das interessante Gespräch!
 

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