Wacker eröffnet mRNA-Kompetenzzentrum in Halle an der Saale

In großen Stahltanks lagern Lipide, mit denen der mRNA-Wirkstoff formuliert wird

Wacker hat an seinem Biotech-Standort in Halle (Saale) ein mRNA-Kompetenzzentrum eröffnet. In der neuen Anlage können Wirkstoffe auf Basis von Messenger-Ribonukleinsäure (mRNA) im großen Maßstab hergestellt werden, zum Beispiel mRNA-Impfstoffe gegen das Coronavirus. Wacker hat mehr als 100 Millionen Euro in den Bau investiert. In Halle sind bereits mehr als 100 hochqualifizierte Arbeitsplätze entstanden. Ein Teil der neuen Kapazitäten wird der Bundesregierung im Rahmen der Pandemievorsorge zur Verfügung gestellt, um Deutschland im Bedarfsfall schnell mit Impfstoffen zu versorgen.

Mit rund 300 Gästen aus Politik und Wirtschaft sowie Mitarbeitern feierte Wacker die Eröffnung des neuen mRNA-Kompetenzzentrums. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich um ein wichtiges Zukunftsprojekt für den Konzern. mRNA-basierte Wirkstoffe haben während der Corona-Pandemie Millionen von Menschen vor schweren Krankheitsverläufen geschützt. Diese Erfahrung zeigt, wie wichtig es ist, für zukünftige Herausforderungen dieser Art gewappnet zu sein. Mit dem Ausbau des Wacker-Standorts Halle zum mRNA-Kompetenzzentrum ist das Unternehmen künftig in der Lage, mRNA-Wirkstoffe im großen Maßstab herzustellen. Mit vier neuen Produktionslinien werden die Kapazitäten am Standort mehr als verdreifacht. Ein Teil davon steht der Bundesregierung im Rahmen der Pandemievorsorge zur Verfügung. Die übrigen Produktionskapazitäten stehen anderen Kunden zur Verfügung. Erste Verträge sind hier bereits unterzeichnet.

„Die Eröffnung unseres mRNA-Kompetenzzentrums in Halle ist ein Meilenstein für Wacker. Wir stellen hier Wirkstoffe für die Medikamente von morgen her, für die Bundesregierung, aber auch für andere Kunden“, sagt Wacker-Vorstandschef Christian Hartel bei der Eröffnungsfeier. „Mit unserer Expertise im Bereich der mRNA-Impfstoff-Herstellung leisten wir einen Beitrag im Kampf gegen künftige Pandemien“, so Hartel weiter. Beeindruckt zeigte sich der Vorstandsvorsitzende auch von der Geschwindigkeit, in der das Kompetenzzentrum entstanden ist. „In nur zwei Jahren haben wir eine Hightech-Produktion mit Kapazitäten von jährlich über 200 Millionen Impfdosen aufgebaut. Eine Leistung, die in diesem Bereich ihresgleichen sucht. Das ist echte ‚Deutschlandgeschwindigkeit’.“

Auftragsfertigung für Pharmaunternehmen

„Die mRNA-Technologie bringt der Medizin enorme Fortschritte und das nicht nur im Bereich der Vakzine. Sie gibt uns zum Beispiel die Chance, krebskranken Menschen künftig viel zielgerichteter zu helfen", erläutert Melanie Käsmarker, Geschäftsführerin von Wacker Biotech. Dieser Unternehmensteil bündelt die Aktivitäten des Wacker-Konzerns im Bereich Biopharmazeutika und produziert unter anderem in Halle im Auftrag von Pharmaunternehmen deren Wirkstoffe für den Markt und die klinische Prüfung. „Von Halle aus bedienen wir künftig die weltweit steigende Nachfrage nach mRNA-Wirkstoffen“, so Käsmarker.

Zur Eröffnung des mRNA-Kompetenzzentrums waren unter anderem Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze, Wissenschaftsminister Armin Willingmann sowie Staatsminister Carsten Schneider MdB, Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland, gekommen. „Medizinische Biotechnologie gewinnt zunehmend an Bedeutung. Mehr als die Hälfte der neu zugelassenen Wirkstoffe in Deutschland sind mittlerweile Biopharmazeutika, und der Anteil an mRNA-Therapeutika wird weiter steigen. Deshalb freue ich mich, dass wir am Forschungsstandort Halle einen leistungsfähigen Biotechnologie-Hub haben, mit Wacker Biotech als Innovationstreiber“, betont Armin Willingmann.

Wacker und Corden Pharma stellen Produktionsbereitschaft für neuen Pandemiefall sicher

Die Bundesregierung hat aufgrund der Erfahrungen mit der anfänglichen Impfstoffknappheit während der Corona-Pandemie die Impfstoffproduktion und -versorgung für die Zukunft abgesichert. Unternehmen konnten sich um Pandemiebereitschaftsverträge mit der Bundesregierung bewerben. Wacker und Corden Pharma haben als Bietergemeinschaft neben anderen Unternehmen den Zuschlag für die Produktionsvorbereitung von mRNA-basierten Impfstoffen erhalten. Im Falle einer neuen Pandemie sollen Wacker und Corden Pharma innerhalb kürzester Zeit 80 Millionen Impfdosen pro Jahr herstellen. Für das Vorhalten der entsprechenden Produktionskapazitäten und Expertise erhalten sie eine jährliche Bereitschaftsgebühr. Die Bereitschaftsphase dauert mindestens fünf Jahre.

Im Bedarfsfall stellt die Bundesregierung den Kontakt zu dem Unternehmen her, das den jeweils zu produzierenden mRNA-Impfstoff entwickelt hat. Wacker und Corden Pharma übernehmen dann gemeinsam die Produktion des mRNA-Impfstoffs nach höchsten pharmazeutischen Qualitätsstandards. Dabei wird ein Großteil der Produktionsschritte in Deutschland erfolgen.

Wacker Biotech soll bis 2030 eine Milliarde Euro Umsatz erreichen

Die Biotechnologie ist für Wacker ein strategisches Wachstumsfeld. Im Jahr 2030 soll der Geschäftsbereich Wacker Biosolutions rund eine Milliarde Euro zum Konzernumsatz beitragen. Der Ausbau des Standorts Halle zum Kompetenzzentrum für mRNA-Wirkstoffe unterstützt diese Strategie. Als nächster Meilenstein soll noch in diesem Jahr ein neues Biotechnologiezentrum in München in Betrieb genommen werden.