Tagung in Marburg zur präklinischen Arzneiforschung

Frühjahrskonferenz versammelt weltweit führende Wissenschaftler

Podest

Die Herausforderungen und Perspektiven der präklinischen Arzneimittelforschung im Schnittfeld zwischen Hochschulen und Wirtschaft standen im Mittelpunkt der diesjährigen "House of Pharma"-Frühjahrstagung. Die am 26. und 27. Mai 2014 in Marburg stattgefundene wissenschaftliche Konferenz "Success Stories of Preclinical Research between Academia and Industry" - organisiert von der Philipps-Universität Marburg (UMR), der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) und der Transmit Gesellschaft für Technologietransfer - zeigte einmal mehr die Bedeutung der präklinischen Wirkstoffforschung für den Pharmastandort Hessen. Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier übernahm die Schirmherrschaft.

"Der enge Schulterschluss zwischen der forschenden Wissenschaft, der pharmakologischen Industrie und der klinischen Praxis ist der hessischen Landesregierung ein wichtiges Anliegen. Dabei ist es uns besonders wichtig, die traditionellen Pharmastandorte in Mittel- und Südhessen gemeinsam mit der forschenden Industrie weiterzuentwickeln", erklärte der hessische Wissenschaftsminister Boris Rhein anlässlich des im Rahmen der Tagung veranstalteten Abendessens mit zahlreichen Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik.

Prof. Dr. Katharina Krause, Präsidentin der Philipps-Universität, führte in ihrer Begrüßung aus: "Johannes Hartmann, der bereits vor vier Jahrhunderten als Professor für Chymiatrie den Nutzen der Chemie für die Unterstützung der Krankenheilung beleuchtete, Emil von Behring, der das Preisgeld seines Nobelpreises in die Produktion von Impfstoffen investierte, Justus von Liebig oder Paul Ehrlich sind nur einige bekannte Namen, die für die lange pharmazeutische Forschungstradition an unseren Hochschulen stehen." Unter diesen Vorzeichen lotete die Frühjahrstagung die Faktoren der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Unternehmen auf dem Feld der präklinischen Forschung aus.

Berichte von renommierten Wissenschaftlern und Experten
Nach dem Grußwort des Wissenschaftsministers referierten im Rahmen eines Pressegespräches Prof. Dr. Beat Ernst (Universität Basel), Prof. Dr. Rolf Hartmann (HIPS Helmholtz Zentrum, Universität Saarbrücken) und Prof. Dr. Jochen Maas (Sanofi Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main) zu den "Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Akademia und Industrie in der präklinischen Forschung". Zuvor hatte JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee betont: "Die Bedeutung der präklinischen Wirkstoffforschung für den Pharmastandort Hessen ist nicht hoch genug einzuschätzen. Gerade die mittelhessischen Hochschulen tragen mit ihren Erfolgen in der Arzneimittelforschung zu einer gelungenen Vernetzung bei".

Zwei Tage lang berichteten international renommierte Wissenschaftler sowie ausgewählte Experten aus der industriellen Anwendungsforschung über aktuelle Projekte und diskutierten grundsätzliche Probleme, Anforderungen und Aussichten der Wirkstoff- und Arzneimittelforschung. Mit Prof. Dr. Harald zur Hausen vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Prof. Dr. Tom Steitz von der Yale University konnten gleich zwei Nobelpreisträger als Key Speaker gewonnen werden. Prof. Steitz sprach zu "From the structure of the ribosome to new antibiotics", Prof. zur Hausen referierte über "Identification of potentially carcinogenic infections and their role in cancer prevention".

Potential von Hochschulen und Forschungseinrichtungen nutzen
Der Marburger Pharmazeut Prof. Dr. Gerhard Klebe, wissenschaftlicher Koordinator der Veranstaltung, erläuterte: "Zweifellos können Medikamente nur in einem multidisziplinären Setting erarbeitet werden, in dem Chemiker, Pharmazeuten, Molekularbiologen, Pharmakologen, Toxikologen und Ärzte aus einem Wirkstoff ein Therapeutikum entwickeln." Seit geraumer Zeit bereits sei auf dem Feld der präklinischen Forschung eine Verschiebung des Engagements von den großen Pharmakonzernen zu den Hochschulen und mittelständischen Unternehmen zu beobachten. Dies gelte insbesondere für die weniger profitable, aber dringend notwendige Entwicklung von Therapeutika gegen "seltene" und "vernachlässigte" Erkrankungen, namentlich Infektionskrankheiten. "Eine gezielte Validierungsförderung würde die Hochschulen im Bereich der sogenannten 'seltenen' oder 'vernachlässigten' Krankheiten" in die Lage versetzen, deutlich mehr für den vorhandenen gesellschaftlichen Bedarf zu tun", betonte Dr. Peter Stumpf, Geschäftsführer der Transmit GmbH.

"Vor diesem Hintergrund liegt gegenwärtig eine der wichtigsten Aufgaben darin, exzellente Grundlagenforschung an Hochschulen umzusetzen in Arzneistoffentwicklung in Industrie und präklinischer Forschung", sagte Klebe. So mache man das riesige Potenzial der Hochschulen und anderer Forschungseinrichtungen bei der Identifikation neuer Wirkstoffe nachhaltig für die erfolgreiche Weiterentwicklung wirksamer Therapeutika nutzbar. Die Voraussetzungen zur Realisierung dieses Ziels zu diskutieren, stellte ein wesentliches Anliegen der wissenschaftlichen Frühjahrskonferenz und der dort vorgestellten innovativen Konzepte von weltweit führenden Wissenschaftlern im Bereich der präklinischen Forschung dar. Begleitend zur Konferenz fand eine Industrieausstellung für Laborbedarf und eine Jobmesse für Hochschulabsolventen und Studierende statt.