Pharma-Unternehmen fahren Investitionen in Dienstleistungen für Patienten hoch

Accenture befragt 200 Führungskräfte in der Pharmaindustrie

Unterstützung durch Investitionen

Pharma-Unternehmen suchen die Nähe zu Patienten: Laut einer Accenture-Studie wollen Pharma-Unternehmen ihre Investitionen in Dienstleistungen deutlich steigern, die sich an Patienten richten. 85 Prozent der befragten 200 Pharma-Führungskräfte in Europa und den USA sagen, ihr Unternehmen plane, in den kommenden 18 Monaten mehr für Patienten-Zusatzdienste auszugeben. Die Zahl der Angebote soll von durchschnittlich neun auf 14 steigen. Die Digitalisierung verleiht dem Geschäftsfeld neuen Schwung, birgt aber auch Herausforderungen.

Zusatzdienste für Patienten reichen von reinem Informationsmaterial über Betreuungsangebote für Kranke bis zu Smartphone-Diensten, die dem Patienten helfen, seinen Lebenswandel der Krankheit anzupassen. Ihr Ziel ist es, die Wirksamkeit eines Medikaments und einer Therapie zu unterstützen.

„Pharma-Unternehmen investieren in Patienten-Zusatzdienste, um die Wirksamkeit der Therapien im Gesundheitswesen zu erhöhen, gerade bei der Behandlung chronischer Erkrankungen“, sagt Andrea Brückner, Geschäftsführerin des Bereichs Life Science bei Accenture in Europa und Südamerika. „Der positive Effekt für sie ist, dass sich mit Zusatzleistungen oft Kosten für Nachbehandlungen und redundante Arztbesuche vermeiden und die Therapie-Compliance erhöhen lassen. Das sichert aus Sicht der Pharma-Branche die notwendigen Mittel für die Finanzierung und Erstattung innovativer Arzneimitteltherapien. Diese stehen im Zuge des steigenden Kostendrucks im Gesundheitssystem weiter im Visier der Krankenkassen.“

Investitionsplus von knapp 80 Prozent in die Unterstützung des Therapieverlaufs
Kein Wunder also, dass Pharma-Unternehmen stark in Leistungen investieren wollen, die den Therapieverlauf verbessern sollen. Dazu zählen sogenannte Adhärenz-Programme. Dabei werden Patienten regelmäßig per SMS oder über eine App daran erinnert, ihrer Medikamente einzunehmen. Ausbauen wollen Pharma-Unternehmen z.B. auch den Einsatz von Gesundheitsberatern. Die Investitionen in diese Dienste sollen im Schnitt um 72 bzw. 77 Prozent steigen.

„Die digitale Technologie hat den Patientenservices einen Schub verliehen“, sagt Eva Wiedenhöft, Managing Director, Accenture Life Science. „Früher wurden Patienten mit Informationsbroschüren angesprochen, das war sehr eindimensional. Heute setzen die Anbieter auf Apps und andere digitale Kanäle. Das macht es einfacher für Patienten, am Therapieerfolg mitzuwirken, sie lassen sich eher aktivieren. Die Angebote werden dialogorientierter, aber auch personalintensiver.“

Herausforderungen
Damit Zusatzdienste ihren vollen Nutzen entfalten können, müssten alle Parteien im Gesundheitssystem wie Pharma-Unternehmen, Ärzte, Kliniken, Krankenkassen an einem Strang ziehen. Eine Schwierigkeit bei der Verbreitung der Services ist, dass es vor allem die Ärzte sind, von denen sich die deutsche Patienten Informationen über sinnvolle Zusatzdienste wünschen. Für die allerwenigsten sind Pharma-Unternehmen die bevorzugte Informationsquelle.

Ein weiterer Knackpunkt sind die Daten von und über Patienten, die gebraucht werden, um den Nutzen der Services für den einzelnen Patienten und das Gesundheitssystem im Ganzen zu beurteilen. Diese Daten liegen heute bei den Krankenkassen. Nur eine Minderheit der befragten Pharma-Manager gibt an, die Wirkung der Dienste für die Patienten vollständig messen zu können.

„Ginge man rein danach, was den größten Therapienutzen verspricht, müsste man sagen: eine detaillierte Erfassung des Patienten und ein Echtzeit-Austausch dieser Informationen zwischen den Spielern im Gesundheitswesen“, so Wiedenhöft. „Damit würden Patienten-Zusatzdienste der dritten Generation möglich. Die in großen Teilen gerechtfertigten Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Privatsphäre bremsen diese Entwicklung.“

Davon abgesehen, stießen viele Unternehmen bereits heute an ihre Grenzen bei der Entwicklung datengestützter Dienste, so Eva Wiedenhöft. Ihnen fehlten schlicht die analytischen Fähigkeiten und eine Struktur, die es ihnen erlauben würde, deutlich mehr Patientendaten in sinnvolle Angebote umzumünzen.

Für die Untersuchung „The Patient is IN: Pharma’s Growing Opportunity in Patient Services“ wurden 200 Pharma-Führungskräfte in den USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Schweiz, Österreich, Belgien und Polen befragt.