Merck: Umsatz legt akquisitionsbedingt im 2. Quartal 2020 zu

Healthcare und Performance Materials stärker von Covid-19-Pandemie betroffen als Life Science

Process Solutions treibt Wachstum von Life Science

Merck hat im 2. Quartal in allen Unternehmensbereichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie verzeichnet. Am stärksten betroffen waren Healthcare und Performance Materials. Der Konzernumsatz stieg gegenüber dem Vorjahresquartal um 3,7 Prozent auf 4,1 Milliarden. Das Ebitda pre, die wichtigste Steuerungskennzahl des Konzerns, sank im 2. Quartal um -5,7 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Dessen ungeachtet präzisiert das Unternehmen seine Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2020 und erwartet nunmehr einen Konzernumsatz zwischen 16,9 und 17,7 Milliarden Euro.

„Wir haben das 2. Quartal, trotz erheblicher pandemiebedingter Widerstände in einigen Geschäften, insgesamt gut gemeistert. In den vergangenen Monaten haben wir einmal mehr die Stärke unseres diversifizierten Geschäftsmodells mit drei starken, innovationsgetriebenen Unternehmensbereichen unter Beweis gestellt“, erklärte Stefan Oschmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Merck. „Gerade angesichts der Pandemie zeigt sich, dass unser strategischer Fokus auf Wissenschaft und Technologie richtig ist. Wir entwickeln Therapien von morgen, ebnen Wissenschaftlern neue Wege und treiben den digitalen Wandel voran. All dies ist heute wichtiger denn je.“

Merck engagiert sich vielfältig gegen Covid-19-Pandemie

Als Wissenschafts- und Technologieunternehmen trug Merck auch im 2. Quartal auf vielfältige Weise dazu bei, den globalen Herausforderungen durch Covid-19 zu begegnen. Das Unternehmen arbeitet weltweit mit mehr als 45 Entwicklern von Impfstoffen zusammen, unter anderem mit dem Baylor College of Medicine in Houston, Texas. Im Juni hat das Unternehmen zudem bekanntgegeben, dass die US-amerikanische Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) den Antrag auf klinische Prüfung (Investigational New Drug Application, IND) für die Prüfsubstanz M5049 zur Therapie von Patienten mit Covid-19-Lungenentzündung bewilligt hat.

In diesem Zuge wurde Ende Juli eine randomisierte, kontrollierte klinische Phase-II-Studie zur Bewertung der Sicherheit und Wirksamkeit von M5049 bei dieser Patientenpopulation gestartet. Darüber hinaus spendete das Unternehmen größere Mengen Desinfektionsmittel und zwei Millionen FFP2-Atemschutzmasken. „Wir werden uns weiter im engen Schulterschluss mit unseren Kunden und unseren Partnern in der Wissenschaft im Kampf gegen Covid-19 einbringen. Denn Zusammenarbeit über Grenzen und Sektoren hinweg ist der Schlüssel zu einer effektiven Bekämpfung der Pandemie“, so Oschmann.

Merck-Konzern wächst im 2. Quartal akquisitionsbedingt

Der Anstieg des Konzernumsatzes von Merck im 2. Quartal um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal beruht vor allem auf akquisitionsbedingten Zuwächsen im Unternehmensbereich Performance Materials und organischem Wachstum in Life Science. Konzernweit betrachtet sank der Umsatz organisch um -2,5 Prozent, vor allem durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Negative Währungseffekte schlugen sich mit -0,9 Prozent im Konzernumsatz nieder. Aufgrund von Portfolioänderungen stiegen die Konzernumsatzerlöse um 7,1 Prozent.

Healthcare: Covid-19 beeinträchtigt Fertilitätsgeschäft

Die Umsätze von Healthcare sanken im 2. Quartal um -10,6 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Organisch gingen sie gegenüber dem Vorjahresquartal um -7,4 Prozent zurück. Hinzu kamen negative Währungseffekte von -2,3 Prozent und ein Portfolioeffekt von -0,9 Prozent aus der Veräußerung des Allergopharma-Geschäfts. Erwartungsgemäß wurde das Fertilitätsgeschäft am stärksten durch die Covid-19-Pandemie getroffen, da viele Praxen und Kliniken zeitweise schlossen bzw. ihre Behandlungsaktivitäten reduzierten. Der entsprechende Umsatz ging organisch um -38,9 Prozent zurück. Auch der Umsatz der Geschäftseinheit Neurologie & Immunologie gab organisch um -5,1 Prozent nach. Das Medikament Rebif, das für die Behandlung rezividierender Formen der Multiplen Sklerose eingesetzt wird, verzeichnete einen organischen Rückgang von -12,7 Prozent.

Dagegen wuchs der Umsatz von Mavenclad, einem Medikament zur oralen Kurzzeitbehandlung schubförmiger Multipler Sklerose mit hoher Krankheitsaktivität, organisch um 35,8 Prozent. In einem durch Covid-19 belasteten Marktumfeld gingen die Verschreibungsraten des Medikaments wie erwartet zurück, im Juni zeichnete sich jedoch bereits wieder eine Erholung ab. Die Umsatzerlöse der Geschäftseinheit Onkologie stiegen organisch um 6,3 Prozent, vor allem getrieben durch das immun-onkologische Medikament Bavencio. Der Umsatz von General Medicine & Endokrinologie stieg organisch um 3,9 Prozent.

Life Science: Process Solutions bleibt Wachstumstreiber

Der Umsatz von Life Science stieg im 2. Quartal um 5,9 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Organisch legte der Umsatz um 6,3 Prozent zu, Währungseffekte wirkten sich mit -0,4 Prozent leicht negativ aus. Wichtigster Umsatztreiber war die Geschäftseinheit Process Solutions, die Produkte und Dienstleistungen für die gesamte Wertschöpfungskette der Arzneimittelherstellung anbietet. Ihr Umsatz wuchs organisch um 19,8 Prozent, in erster Linie durch eine anhaltend hohe, dem Geschäft zugrundeliegende Nachfrage, aber auch aufgrund erhöhter Auftragseingänge im Zuge der Covid-19-Pandemie. Research Solutions verzeichnete demgegenüber einen organischen Umsatzrückgang von -7,1 Prozent, vor allem bedingt durch die temporäre Schließung akademischer Labore im Rahmen der Pandemie. Die Umsätze von Applied Solutions bewegten sich organisch auf dem Niveau des Vorjahresquartals, auch aufgrund pandemiebedingter Zugangsbeschränkungen vieler Kundenlabore. Im Juni zeigten jedoch sowohl Research Solutions als auch Applied Solutions Anzeichen einer geschäftlichen Erholung.

Performance Materials: Halbleitergeschäft wächst weiter

Performance Materials verzeichnete im 2. Quartal einen Umsatzanstieg um 38,1 Prozent auf 814 Millionen Euro. Ausschlaggebend für das Wachstum war der Beitrag zu den Umsatzerlösen aus den Akquisitionen von Versum Materials und Intermolecular von 50,1 Prozent. Organisch sanken die Umsätze um -13,7 Prozent. Währungseffekte wirkten sich mit 1,8 Prozent positiv auf die Umsatzerlöse aus. In Display Solutions führte, neben dem anhaltenden Preisdruck im Flüssigkristallgeschäft und der starken Vergleichsbasis im Vorjahr, auch eine pandemiebedingte schwächere Nachfrage der Endverbraucher zu einem organischen Umsatzrückgang von -20,8 Prozent.

Die Umsatzerlöse von Surface Solutions sanken organisch um -29,6 Prozent, hauptsächlich bedingt durch eine rückläufige Nachfrage aus dem Automobil- und Kosmetikmarkt im Zuge der Covid-19-Pandemie. Demgegenüber stieg der Umsatz von Semiconductor Solutions, dem Halbleitergeschäft von Merck, ohne Berücksichtigung der Effekte aus den Akquisitionen von Versum Materials und Intermolecular, organisch um 12,1 Prozent. Dazu hat eine günstige Veränderung der Marktbedingungen gegenüber dem herausfordernden Umfeld im Geschäftsjahr 2019 ebenso beigetragen wie eine starke Leistung des Geschäfts. Auch die geschäftliche Leistung des ehemaligen Versum-Geschäfts sowie die Integration liegen im Plan.

Prognose: Umsatz und Ebitda pre wachsen 2020 organisch leicht bis moderat

Merck bestätigt die im Zusammenhang mit dem globalen Ausbruch der Covid-19-Pandemie im Prognosebericht zum 31. März 2020 getroffenen Annahmen. Das Unternehmen geht weiterhin davon aus, dass seine Geschäfte unterschiedlich stark betroffen sind. Belastungen erwartet Merck dabei insbesondere bei Healthcare und Performance Materials, wohingegen für Life Science keine negativen Auswirkungen erwartet werden. Aufgrund der hohen Ungewissheit hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Covid-19 Pandemie erfolgt die vorliegende Prognose unter einer deutlich erhöhten Unsicherheit.

In verschiedenen Weltregionen unterstellt Merck in Bezug auf das Ausbruchgeschehen unterschiedliche Dynamiken. Für China geht Merck davon aus, dass die Covid-19-Pandemie zum Ende des 1. Quartals ihren Höhepunkt erreichte und damit die wirtschaftliche Erholung im 2. Quartal begonnen hat. Für Europa sowie die USA erwartet das Unternehmen eine wirtschaftliche Erholung in der zweiten Jahreshälfte, auch wenn sich die Situation nach dem initialen Ausbruch der Pandemie noch nicht in allen Ländern dieser Regionen zu Beginn des 3. Quartals normalisiert hat. Ferner geht die aktuelle Prognose davon aus, dass es nicht zu breitflächigen Ausgangsperren aufgrund von weiteren Ausbruchswellen in einer der genannten Regionen kommt, die erhebliche negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Erholung zur Folge hätten.

Für das Gesamtjahr 2020 erwartet Merck einen leichten bis moderaten organischen Anstieg der Umsatzerlöse gegenüber dem Vorjahr. Das Unternehmen rechnet weiterhin damit, dass Life Science ein wesentlicher Treiber dieses organischen Wachstums sein wird. Unter dem Eindruck der Covid-19-Pandemie geht Merck für den Unternehmensbereich Healthcare im Jahr 2020 von einem leichten organischen Anstieg der Umsatzerlöse aus, wohingegen sie im Performance-Materials-Geschäft organisch moderat bis stark sinken dürften. In den ersten drei Quartalen wird der Effekt aus der Akquisition von Versum Materials als Portfolioeffekt berichtet, den das Unternehmen auf Gruppen-Ebene unverändert im mittleren einstelligen Prozentbereich erwartet. Zudem rechnet Merck mit einem Währungseffekt von -2 bis 0 Prozent. Insgesamt prognostiziert das Unternehmen für den Merck-Konzern daher Umsatzerlöse von 16,9 bis 17,7 Milliarden Euro im Jahr 2020.
 

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