Einkaufsmanager-Index: Industrie schaltet weiteren Gang zurück

Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage

Das niedrigste Auftragsplus seit über zwei Jahren hat im Juni das Wachstum der deutschen Industrie weiter abgebremst. Während sich die Produktionssteigerungsrate allerdings nur minimal abschwächte, fielen die Geschäftsaussichten dagegen binnen Jahresfrist noch weniger optimistisch aus als zuletzt. Das signalisiert der finale saisonbereinigte IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der binnen vier Wochen um 0,7 Punkte auf 55,9 nachgab und damit den tiefsten Wert seit anderthalb Jahren erreichte. Seit dem Rekordhoch im Dezember 2017 ist der der wichtige Konjunktur-Indikator bereits zum sechsten Mal hintereinander gesunken.

Der PMI spiegelt das Ergebnis der Juni-Umfrage zur Konjunkturlage in der deutschen Industrie in einem Wert wider. Eine EMI-Notierung unter der Referenzlinie von 50 zeigt an, dass die Geschäfte des Verarbeitenden Gewerbes im Vergleich zum Vormonat schrumpften; Werte über 50 signalisieren Wachstum. Ein Index von 50 bedeutet keine Veränderung zum Vormonat. „Der anhaltende Rückgang des EMI ist sicherlich auch Ausdruck der wachsenden internationalen Spannungen, die zunehmend zu einer Belastung der Lieferketten werden“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), diese Woche in Eschborn. Die um sich greifende Unruhe in den Märkten könnte seiner Ansicht nach das eine oder andere Unternehmen veranlassen, geplante Investitionen zu überdenken oder vorerst auf Eis zu legen.

„Nach einer starken Boomphase zeigt sich die konjunkturelle Abkühlung nunmehr auch im jüngsten EMI. Allerdings befindet sich dieser mit einem Wert von deutlich über 50 weiter im Expansionsbereich. Dies bestätigt uns in unserer eher verhaltenen Wachstumsprognose für Deutschland mit einer BIP-Prognose von 2,0 Prozent für das Jahr 2018“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, auf BME-Anfrage die aktuellen EMI-Daten. Trotz einer etwas geringeren Wachstumsdynamik baue sich nach Einschätzung der Helaba-Bankdirektorin „sukzessive Inflationsdruck auf – und das sowohl vonseiten der Löhne als auch währungsbedingt“.

„Der Aufschwung in der Industrie steht zunehmend auf dem Prüfstand. Angesichts der Verunsicherung mit Blick auf die internationale Handelspolitik erscheint es immer fraglicher, ob neue Investitionen tatsächlich vollständig umgesetzt werden“, bewertete DIHK-Konjunkturexpertin Sophia Krietenbrink die aktuellen EMI-Daten. Das System des regelgebundenen Welthandels gerate zunehmend ins Wanken – und damit auch das gerade für die deutschen Unternehmen wichtige Modell global vernetzten Wirtschaftens. „In der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage rechnen deutlich weniger Betriebe als zuletzt damit, dass sie in diesem Jahr Zuwächse im Exportgeschäft realisieren können“, teilte Krietenbrink dem BME mit.

„Der Abwärtstrend der Stimmung wird sich noch fortsetzen, wobei dies keine panikartige Bewegung ist. Im Umfeld diverser politischer Risiken hätte man sich sogar mehr Verunsicherung bei den Befragten vorstellen können“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank. Dies gelte insbesondere, da sich zu den Themen US-Protektionismus und dem Konfrontationskurs der neuen italienischen Regierung mit den EU-Institutionen auch noch die Spannungen innerhalb der Bundesregierung um das Migrationsthema gesellten. „Die deutsche Konjunktur ist durchaus belastbar, aber der Weg von der Verunsicherung der Unternehmen zur Zurückhaltung bei der Investitionstätigkeit ist nicht mehr so weit“, fügte Kater hinzu.