VDMA: Deutscher Maschinenbau prüft Neuausrichtung im China-Geschäft

Deutlicher Auftragsrückgang im dritten Quartal 2023

Maschinenbau

Fast die Hälfte der Maschinen- und Anlagenbauer im VDMA überdenkt aktuell ihre China-Strategie. Eine Diversifizierung der Absatzmärkte wird immer wichtiger. Dazu hat der Verband eine Handreichung zur strategischen Neuausrichtung des Chinageschäfts und den Handlungsoptionen veröffentlicht. Der Absatzmarkt China und das Land selbst haben sich in den letzten Jahren signifikant verändert. „Wir beobachten eine deutliche Zunahme der Wettbewerbsfähigkeit von lokalen Unternehmen aufgrund einer erhöhten Qualität und Technologie der Produkte, aber auch verstärkte industriepolitische Eingriffe des Staates. Dies führt nicht nur zu Marktveränderungen in China, sondern die lokalen Wettbewerber sind auch verstärkt auf Drittmärkten aktiv. Dies alles erzeugt Handlungsdruck“, betont Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter Außenwirtschaft im VDMA.

Nach der für die VDMA-Handreichung erstellten Umfrage, an der 304 Mitgliedsunternehmen in Deutschland und China teilnahmen, haben immer noch 86 Prozent Zuversicht für den chinesischen Markt. Fast die Hälfte der befragten Mitglieder überdenkt zurzeit ihre China-Strategie. Hauptgründe dafür sind die erschwerte Geschäftslage vor Ort, die Verschärfung der geopolitischen Spannungen und der Druck auf chinesische Unternehmen, einheimische Lieferanten und Produkte zu bevorzugen. Immerhin noch 42 Prozent der Befragten wollen in nächster Zeit ihre Aktivitäten in China ausbauen, 25 Prozent sind hier noch unentschlossen. Die veränderten Rahmenbedingungen und die nach wie vor schwache Konjunktur in China haben innerhalb der europäischen Maschinenbauindustrie zu einer intensiven Diskussion über die weitere Ausrichtung des China-Engagements geführt. „Mögliche Ansätze sind sicherlich eine Diversifizierung der Absatzmärkte, Lieferketten oder Produktmärkte. Es ist sinnvoll, sich in der Triade USA-Asien-Europa mit ähnlicher Gewichtung aufzustellen. Das bedeutet für viele Unternehmen derzeit eine stärkere Fokussierung auf den US-Markt und neben China eventuell zusätzliche Chancen zum Beispiel in Indien zu prüfen“, erläutert Ackermann.

Eine weitere Handlungsoption ist die stärkere Lokalisierung des Geschäfts. Hier geht es zum einen um die Lokalisierung der Lieferkette. „Fast alles, was man im Maschinenbau braucht, kann man heute auch in China selbst kaufen, häufig sogar von den Tochtergesellschaften der üblichen Lieferanten“, stellt Ackermann fest. Zum anderen führt das in der Konsequenz zu einer Produktion „in China, für China“. Die früher häufig angedachte Strategie, aus China heraus den Weltmarkt zu beliefern, wird damit aufgegeben. Auch strategische Kooperationen mit chinesischen Unternehmen sind zu bedenken. „Bisher wollten die Maschinenbauer immer eigenständig in China agieren. Eine gezielte Beteiligung an chinesischen Unternehmen, durchaus auch als Minderheitsbeteiligung, kann den Zugang zum Innovationsökosystem in China eröffnen. Dadurch können sich die europäischen Maschinenbauer schnell neue lokale Technologien erschließen,“ so der VDMA-Außenwirtschaftsleiter.

Auftragseingang im September 2023: Durststrecke im Maschinenbau hält an

Zudem hat der VDMA die Branchenergebnisse für das dritte Quartal 2023 verkündet. Die Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau haben den September und damit auch das dritte Quartal sowie die Neun-Monats-Bilanz 2023 mit einem deutlichen Rückgang der Bestellungen in den Büchern abgeschlossen. Selbst einige Großaufträge konnten im September nicht verhindern, dass der Auftragseingang um real 13 Prozent unter dem Vorjahr blieb. Die Inlandsorders sanken dabei um 15 Prozent, die Nachfrage aus dem Ausland fiel um 13 Prozent. Die Bestellungen aus den Nicht-Euroländern mit minus sieben Prozent gingen aufgrund einiger Großaufträge weniger kräftig zurück als die Aufträge aus den Euro-Partnerländern. Hier liegt das Minus bei 27 Prozent. „Nach wie vor fehlt es trotz vielfältiger Investitionsbedarfe an Impulsen. Leider drücken die nicht enden wollenden schlechten Nachrichten weiterhin auf die Investitionslaune der Kunden weltweit“, erklärt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers.

VDMA-Mitgliedsunternehmen verzeichnen zweistelligen Auftragsrückgang von Januar bis September 2023

Für die ersten neun Monate 2023 verbuchten die Unternehmen ein Minus im Auftragseingang von real 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sowohl im Inland mit minus zwölf Prozent als auch aus dem Ausland mit minus 16 Prozent waren die Rückgänge zweistellig. Für den Drei-Monats-Zeitraum Juli bis September 2023 ist das Bild fast identisch: Die Aufträge sanken um real 15 Prozent zum Vorjahr. Die Inlandsbestellungen gingen um zwölf Prozent zurück, die Auslandsorders lagen 16 Prozent unter dem Vorjahreswert.
 

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