vfa legt Plan zur Sicherung der Arzneimittelversorgung vor

Souveränität des Standorts Deutschland stärken

Arzneimittelproduktion

Zur Sicherung der Arzneimittelversorgung hat der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland vfa einen Fünf-Punkte-Plan vorgelegt. Mit Hilfe der Maßnahmen sollen künftig Lieferengpässe vermieden werden können. Dabei geht das Papier deutlich über das Sofortprogramm der Bundesregierung mit einer zeitweisen Erhöhung der Erstattungsbeiträge für einzelne Medikamente hinaus.

„Das Problem ist weder neu, noch ist es überraschend. Es wird schon lange davor gewarnt, dass beispielsweise Antibiotika oder Schmerzmittel fehlen könnten“, sagt Han Steutel, Präsident des vfa. „Doch passiert ist fast nichts. Dass die Politik jetzt handelt, ist überfällig. Hektik ist jedoch nicht hilfreich. Was wir brauchen ist eine strukturelle und nachhaltige Lösung, um die Medikamentenversorgung von morgen in Deutschland zu sichern.“

Der vfa  Fünf-Punkte-Plan für eine sichere Arzneimittelversorgung

1. Um überhaupt frühzeitig handlungsfähig zu sein, muss Transparenz über die Lagerbestände und Warenströme von Arzneimitteln hergestellt werden. Nur wenn bekannt ist, wie lange Vorräte im Zweifel ausreichen, kann rechtzeitig gegengesteuert werden. Dabei helfen kann das bestehende System Securpharm. Damit wäre jederzeit ablesbar, wo welche Packung gerade gelagert wird - oder veräußert wurde.

2. Wir brauchen systematische Stresstests für Lieferketten. Stellt sich bei einem solchen heraus, dass die Abhängigkeiten von einzelnen Standorten und Vorleistungsproduzenten oder Technologiezulieferern zu groß sind, müssen die Risiken minimiert werden. Dazu zählt insbesondere, dass Lieferverträge mit mehr als nur einem Arzneimittelhersteller geschlossen werden sollten oder zumindest honoriert wird, wenn ein Hersteller seine Lieferstrukturen gegen Störungen absichert.

3. Bei besonders kritischen Wirkstoffen kann eine strategische Bevorratung für Notfallsituationen die notwendige Zeit verschaffen, um anderweite Lösungen zu organisieren. Bestehende Regelungen sollten kritisch hinterfragt werden. Am Ende des Prozesses sollte eine Liste mit produktionsrelevanten Wirkstoffen sowie Vor- und Hilfsprodukten stehen, deren Lagerhaltung Unterbrechungen abfedern könnten.

4. Die Rückholung von Produktion nach Deutschland ist nicht zielführend. Besser sollten wir die Attraktivität für Investitionen in international wettbewerbsfähige Produktionskapazitäten für innovative Arzneimittel verbessern. So können moderne und flexible Produktionsstätten am Standort Deutschland ausgebaut werden, um Reservekapazitäten für Krisenzeiten vorzuhalten.

5. Wir brauchen weiterhin die Souveränität über die benötigten Technologien in der Arzneimittelentwicklung und deren Herstellung. Werden nach den Generika auch die innovativen Arzneimittel vom Standort Europa verdrängt, dann kommt zu möglichen Lieferschwierigkeiten obendrein die Abhängigkeit von anderen Regionen in der Entwicklung von Arzneimitteln und deren Produktion hinzu.

EMA fordert mehr Flexibilität von nationalen Behörden

Kürzlich hatte sich auch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA zu den Antibiotika-Lieferengpässen und der Versorgungslage in Europa geäußert. Die Behörde wies darauf hin, dass sich die Engpässe von Antibiotika und Schmerzmitteln gerade in der aktuellen Hochphase zahlreicher Erkältungskrankheiten nicht nur durch eine verstärkte Nachfrage, sondern vor allem durch die Energiekrise, den Ukraine-Krieg und die Inflationsraten drastisch verschärft hätten, ebenfalls durch Verspätungen und Kapazitätsprobleme in Herstellungsprozessen. So wurde nationalen Behörden empfohlen, mehr Flexibilität bei regulatorischen Vorgaben zu gewähren, beispielsweise bei alternativen Beschaffungswegen oder in der Packungsbedruckung.
 

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