Umsatzrückgang und Sparkurs bei Boehringer Ingelheim

Initiative zur Verbesserung der Kostenstruktur gestartet

Unternehmenszentrale Boehringer Ingelheim

Boehringer Ingelheim hatte im ersten Halbjahr 2014 einige Aufgaben zu meistern. Neben einem Vergleich bei den gerichtlichen Auseinandersetzungen um Pradaxa in den USA wurde der Verkauf der wesentlichen Vermögensteile von Bedford Laboratories abgeschlossen. Außerdem wurde erst Anfang Juni ein Warning Letter für den Produktionsstandort Ingelheim von der US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA aufgehoben.

Gleichzeitig hat der Druck durch die sich rasant verändernden globalen Markt- und Rahmenbedingungen stark zugenommen. Insbesondere in den USA musste Boehringer Ingelheim, ausgelöst durch die Reformen im Gesundheitssystem, deutliche Preisnachlässe in Kauf nehmen. Der Umsatz lag daher im ersten Halbjahr 2014 mit rund 6,5 Milliarden Euro währungsbereinigt drei Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums (auf Euro-Basis: -7,9 Prozent).

"Das Jahr 2014 ist von zahlreichen Umbrüchen und Herausforderungen geprägt“, erklärte Prof. Dr. Andreas Barner, Vorsitzender der Unternehmensleitung, anlässlich der Bekanntgabe der Geschäftszahlen für das erste Halbjahr. „In den ersten sechs Monaten haben wir viele wichtige Themen zu einem guten Ende geführt. Nun können wir uns mit voller Kraft auf die Entwicklung und Einführung neuer Medikamente und auf den Ausbau unserer Biopharmazie konzentrieren.“

Markteinführungen und Erfolge bei Registrierungen
Die Perspektiven für neue Produkte sind gut: Boehringer Ingelheim plant in den kommenden zwei Jahren mehr als zehn Markteinführungen. Dementsprechend zahlreich sind die Einreichungen zur Zulassung bei den Behörden in vielen Ländern. Drei Entwicklungssubstanzen von Boehringer Ingelheim hat die FDA mittlerweile sogar den Status einer „Breakthrough Therapy“ erteilt. Es handelt sich um Nintedanib gegen idiopathische Lungenfibrose (IPF), Volasertib bei einer speziellen Form der Leukämie und das Antidot für Pradaxa, einem Gegenmittel für Notfallsituationen. „Breakthrough Therapy“ bedeutet, dass ein regelmäßiger Austausch mit der FDA stattfindet mit dem Ziel, den Entwicklungs- und Registrierungsprozess zu beschleunigen.

Zukunftsinvestitionen trotz Konsolidierung
Auf die sich verändernde Marktsituation und auf die sinkenden Umsätze hat Boehringer Ingelheim mit Maßnahmen zur Kostensenkung reagiert. „Wir müssen uns Freiraum verschaffen. Dieser Freiraum wird uns ermöglichen, weiterhin intensiv in organisches und nachhaltiges Wachstum zu investieren“, sagte Andreas Barner.

In Bezug auf das Personalmanagement strebt Boehringer Ingelheim in Deutschland derzeit eine Konsolidierungsphase an. Nachdem sich die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland in den vergangenen zwölf Monaten um rund 7,4 Prozent erhöht hat, sollen weitere Einstellungen nur in der Biopharmazie und im Bereich Produkteinführungen und Produktion erfolgen. „Bei striktem Kostenmanagement bleiben nach wie vor die Optimierung unserer Qualitätssysteme am Standort Deutschland und die Fokussierung auf Neueinführungen unsere ersten Prioritäten“, erklärte Barner.

Auch 2014 setzt Boehringer Ingelheim auf hohe Investitionen. Weltweit plant das Unternehmen, rund 643 Millionen Euro in Sachanlagen zu investieren. „Wir tätigen erneut hohe Investitionen, wo es für die Zukunft unseres Unternehmens notwendig ist“, erklärte Hubertus von Baumbach, in der Unternehmensleitung verantwortlich für Finanzen. „Alleine auf Deutschland sollen fast die Hälfte der Investitionen entfallen.“

Umsatz bei verschreibungspflichtigen Medikamenten rückläufig
Mit verschreibungspflichtigen Medikamenten, dem wichtigsten Geschäftsfeld von Boehringer Ingelheim, erzielte das Pharmaunternehmen im ersten Halbjahr einen Umsatz von 4.793 Millionen Euro. Dies entspricht währungsbereinigt einem Rückgang von 5,4 Prozent. Der Umsatz mit frei verkäuflichen Arzneimitteln lag im ersten Halbjahr 2014 bei 683 Millionen Euro und wuchs damit währungsbereinigt um drei Prozent. Im Geschäftsbereich Tiergesundheit hat Boehringer Ingelheim im Berichtszeitraum ein währungsbereinigtes Wachstum von sechs Prozent auf 536 Millionen Euro erzielt.Das Geschäft mit Biopharmazeutika wuchs in der ersten Jahreshälfte um 2,5 Prozent auf 173 Millionen Euro.

Ausblick auf das Gesamtjahr 2014
Vor dem Hintergrund der sich mit hoher Geschwindigkeit ändernden Marktsituation geht Boehringer Ingelheim für das laufende Geschäftsjahr währungsbereinigt von einem Umsatzrückgang im niedrigen einstelligen Bereich im Vergleich zum Vorjahr aus.