Rahmenbedingungen für Pharmaverpackungen: Sicherheit in allen Belangen zu jeder Zeit

Heutzutage wird bei der Arzneimittelverpackung auf schnelle Verfügbarkeit und praktische Entnahme wert gelegt

‚Keine Kompromisse bei der Produktsicherheit’ lautet das oberste Prinzip für Unternehmen der pharmazeutischen Industrie sowie für angeschlossene Betriebe aus dem Verpackungssektor. Wer so nah am Menschen dran ist, wird streng überwacht und muss zahlreiche Vorgaben und Richtlinien einhalten. Keine kleine Herausforderung für die Firmen. Wirtschaftlich betrachtet kann sich dieser Sektor nach wie vor über einen stabil wachsenden Markt freuen. Der deutsche Pharmamarkt nimmt innerhalb Europas die Spitzenposition ein und steht mit einem jährlichen Umsatz von etwas mehr als 50 Milliarden Euro im Jahr 2015 weltweit auf Platz vier. Aber auch hier muss die Industrie mit der Zeit gehen.

Steigende Lebenserwartung, Zunahme chronischer Krankheiten und die Einführung neuer und oft sehr teurer Therapieformen haben in den vergangenen Jahren für gutes Wachstum gesorgt. Immer mehr Krankheiten werden behandelbar. Auch für seltene Leiden mit vergleichsweise kleinen Fallzahlen werden immer häufiger Medikamente entwickelt, die von den Herstellern mehr Komplexität bei immer kleineren Losgrößen verlangen. Der Trend geht weg von Standardisierung, hin zu individualisierter Behandlung. Auf Seiten der Anlagenbauer und Verpackungssystemanbieter erhöht sich damit die sowieso schon im Markt geforderte hohe Flexibilität und schnelle Umrüstbarkeit.

Medipak Systems, zum Körber Konzern zugehörig, bietet seinen Kunden für solche Ansprüche Lösungen an, die als modulare, skalierbare Plattformen konzipiert sind und Herstellern den nötigen Freiraum bieten, auch in kleineren Chargen zu produzieren und unterschiedliche Packmittel einsetzen zu können. „Die Investitionen unserer Kunden in die Produktions- und Verpackungsprozesse sind erheblich. Sie benötigen Lösungen, die für verschiedenste Produkte einsetzbar, schnell umrüstbar und im Lebenszyklus erweiterbar sind.“, erklärt CEO Clemens Berger.

In der Zukunft von Industrie 4.0 ist es nicht mehr ausreichend, Einzelmaschinen oder Stand-Alone Lösungen anzubieten. Nur integrierte Systeme, die die gesamte Wertschöpfungskette im Auge behalten, können langfristig im Markt mithalten. Der Kunde möchte die Kosten pro Packung über den gesamten Prozess reduzieren. Das erfordert von den Anbietern eine Verbesserung der Gesamtanlageneffektivität. Dabei spielen die verlässliche Verfügbarkeit der Anlagen sowie eine hohe Leistung der Maschinen und eine durchgängig hohe Qualität der Produktion eine entscheidende Rolle.

Dem Wachstum im Pharmasektor entgegen stehen Kostenreduktionen in Gesundheitssystemen vieler Länder mit Preisgrenzen, Zwangsrabatten oder nutzenbasierter Preisgestaltung bzw. Erstattungsmodellen. Weltweit steigen zudem regulatorische Auflagen durch Aufsichtsbehörden. Für Arzneimittelhersteller und -verpacker erhöhen sich damit nochmals die Anforderungen in der gesamten Prozesskette. Gleichzeitig nimmt der Markt der Generika zu, also von Arzneimitteln, die wirkstoffgleich zu den Originalpräparaten, aber dafür deutlich günstiger angeboten werden. Diese Konkurrenz fordert effiziente Technologien und Prozesse, um dem hohen Kostendruck am Generikamarkt zu begegnen.

Innovation im Verpackungsdesign
Trotz oder gerade wegen der Konkurrenz durch Generika entstehen neue innovative Verpackungskonzepte. Ein Beispiel der jüngsten Vergangenheit: Im Zuge der Einführung der neuen Aspirin-Generation im Jahr 2014 enschied sich der Bayer-Konzern, den Verpackungsklassiker weiterzuentwickeln. Kaum ein Medikament blickt auf eine so traditionsreiche Vergangenheit zurück – bereits seit über 115 Jahren behauptet sich das bekannte Schmerzmittel auf dem Markt. Gemeinsam mit der Romaco Gruppe wurde eine neue Verpackungstechnologie entwickelt, die an die veränderten Bedürfnisse der Verbraucher angepasst ist. Die Tabletten werden dabei einzeln gesiegelt und perforiert – und zwar in Form eines vierblättrigen Kleeblattes. Die sogenannten Pouches bestehen aus einer Aluminium/Papier-Verbundfolie und schützen die einzelnen Tabletten optimal vor äußeren Einflüssen wie Licht und Feuchtigkeit. Beim Design wurde Wert auf unkomplizierten Zugriff gelegt, ein Argument, das vor allem im Hinblick auf die wachsende ältere Bevölkerungsschicht in den Industrienationen immer wichtiger wird.

Auf der Interpack 2017 vom 4. bis 10. Mai 2017 in Düsseldorf können sich Besucher informieren, mit welchen innovativen Entwicklungen die Verpackungsbranche den gestiegenen Ansprüchen durch gesetzlichen Vorgaben sowie Verbrauchern begegnet. Interessante Einblicke in die neueste Fertigungstechnologie liefert auch die begleitende Veranstaltung „components – special trade fair by interpack“, die sich vor allem an die Zulieferer der Verpackungsindustrie und Unternehmen richtet, die Antriebs-, Steuer- und Sensortechnik, Produkte zur industriellen Bildverarbeitung, Handhabungstechnik, industrielle Software und Kommunikation sowie komplette Automatisierungssysteme für Verpackungsmaschinen anbieten.

Smart Packaging
Dass ein Beipackzettel nicht immer gedruckt einer Medikamentenverpackung beiliegen muss, zeigen neueste verpackungstechnische Weiterentwicklungen, die dank der Near Field Technologie (NFC) überhaupt erst möglich geworden sind. Mit bargeldlosen Zahlungen oder dem schlüssellosen Öffnen von Fahrzeugen hat die NFC bereits Einzug in unseren Alltag gehalten. Dank der weitreichenden Verbreitung von Smartphones ist der kontaktlose Austausch von Daten per Funktechnik über kurze Strecken auch für die Verpackungsbranche interessant geworden. Die Einsatzmöglichkeiten reichen vom Vorlesen des Beipackzettels, über die automatische Nachbestellung von Medikamenten bis hin zu weiterführenden Informationen.

Unter dem Oberbegriff Smart Packaging schreitet die Entwicklung der gedruckten Elektronik zudem rasant voran. Leitfähige Kunststoffe, Tinten auf Folie, Papier oder Glas in Kombination mit extrem dünnen, flexiblen und transparenten elektronischen Komponenten – dazu interaktive Displays, Leuchteffekte und Sensorik verwandeln die Verpackungen bereits heute in Hightech-Produkte. Die Zukunft wird kaum Wünsche offen lassen und integrierter Bestandteil eines E-Health Gesamtkonzepts sein müssen. Smarte Verpackungen kennen die individuelle Dosierung für den Patienten, halten zur richtigen Zeit das entsprechende Medikament über einen zeitgesteuerten Zugang bereit und lösen Alarm aus, wenn die Einnahme vergessen wurde. Innovationen, die zur Erhöhung der Patientensicherheit beitragen können.

Patientensicherheit hat oberste Priorität
Eine weitere globale Herausforderung an die Branche stellt das Problem der Produktpiraterie dar. Der weltweite Handel mit gefälschten Medikamenten ist ein Millionengeschäft. Ein erheblicher Verlust für die Pharmaindustrie und vor allem eine große Gefährdung für die Gesundheit zahlreicher Menschen. Ein gemeinsames Ziel der Verpackungs- und Pharmaindustrie muss es deshalb sein, die Verbreitung von gefälschten Medikamenten zu unterbinden.

Strengere Richtlinien und bessere Produktkennzeichnungen sind zum Schutz der Patienten elementar. In vielen Ländern werden sie bereits umgesetzt oder stehen kurz davor. Ein Beispiel ist die Delegiertenverordnung (EU) 2016/161 der Europäischen Union mit verbindlichen Vorgaben gegen das Eindringen gefälschter Arzneimitteln in die legale Lieferkette. Sie gibt vor, dass alle verschreibungspflichtigen Arzneimittel mit individuellen Erkennungsmerkmalen und einer Vorrichtung gegen Manipulation versehen werden müssen.
Konkret bedeutet die Regelung, dass die betroffenen Medikamente ab Februar 2019 mit einer individuellen Seriennummer gekennzeichnet und eindeutig unversehrt sein müssen. Eine Herausforderung, der sich Pharmaunternehmen und Verpackungshersteller vor Jahren angenommen haben.

Die Uhlmann-Pac-Systeme GmbH & Co. KG befasst sich bereits seit 2005 mit dem komplexen Thema der Serialisierung und hat sich angesichts der Herausforderungen zum Anbieter von Komplettlösungen entwickelt. Updates, neue Softwareversionen und eine entsprechende Beratung gehören heute zum Geschäft selbstverständlich dazu. „Man sollte nicht unterschätzen, dass sich eine Serialisierung auf viele Prozesse im gesamten Unternehmen auswirkt. Hier muss durch die Projektverantwortlichen ein echtes Change-Management erfolgen.“, erklärt Kathrin Günther, zuständig für Vertrieb Software- und Automatisierungslösungen bei Uhlmann.

Viele Hersteller setzen nicht nur auf Kennzeichnung, sondern auch auf eine durchgängige Rückverfolgbarkeit ihrer Produkte durch Integration von Track & Trace Lösungen. Hier bietet das Unternehmen verschiedene Drucktechnologien und die Möglichkeit der Etikettenapplikation, intelligente Inspektionssysteme sowie Bedruckungs- und Markierlösungen an. Je nach Anforderung können die Komponenten kombiniert und auch in den Betrieb befindlicher Maschinen und Anlagen integriert werden. Auch, was die fälschungssicheren Merkmale angeht, sind die Lösungen der Anlagenhersteller vielfältig. Hologramme, synthetische DNA- und Lasercodes oder besondere Druckfarben sind teils mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Die Originalitätssiegel – sogenannte Tamper Evidence Label – können an der Medikamentenschachtel angebracht werden oder nach Befüllung komplett verklebt werden.

Ganz ohne Sicherheitsetiketten und Klebstoffe kommt das Unternehmen Rondo der Medipak Systems Gruppe aus. Während des Verschlussprozesses werden Ausstanzungen an den Boden- und Deckellaschen aktiviert, die ein Öffnen deutlich und irreversibel anzeigen. Der Verbraucher sieht damit auf den ersten Blick, ob die Verpackung bereits geöffnet wurde. Das Öffnen und Verschließen der Schachtel funktioniert genauso einfach und problemlos wie bei einer herkömmlichen Faltschachtel. Ein weiterer Vorteil: Die Zuschnitte können auf den bereits bestehenden Verpackungslinien ohne Einschränkung laufen.

Es wird erwartet, dass bis Ende 2018 mehr als 75 Prozent aller verschreibungspflichtigen Medikamente weltweit durch entsprechende Gesetze geschützt sein werden und damit die Umsetzung für die gesamte Lieferkette unverzichtbar sein wird. Neben der Patienten- bzw. Produktsicherheit verbessern die neuen Pharmaverpackungen auch die Situation für die Pharmaunternehmen selbst. Denn eine eindeutige Identifizierbarkeit eines einzelnen Medikaments kann beispielsweise bei Rücklieferungen und Rückrufen, den Aufwand erheblich verringern.

Emotionale Ansprache am POS
Die Ansprüche an Pharmaverpackungen sind zahlreich. Sie müssen nicht nur den komplexen Bedürfnissen und Vorgaben an Technik und Sicherheit entsprechen, sondern sich am Point of Sale (POS) auch gegen eine Schar an Konkurrenzprodukten durchsetzen. Dies gilt besonders für frei verkäufliche Medikamente, aber auch bei verschreibungspflichtigen Präparaten ist der Konkurrenzruck durch die Zunahme an Generikaprodukten deutlich gestiegen. Design und Markenpräsentation machen hier den Unterschied. Vergleichbar zu anderen Consumer-Verpackungen, muss auch die Medikamentenverpackung den Kunden direkt ansprechen, seine Emotionen wecken und seine Bedürfnisse genau befriedigen.

Für die Wiedererkennbarkeit der Marke nutzen Verpackungsanbieter konsistente Designs, die die gesamten Produkte eines Herstellers als einheitlichen Block im Produktregal präsentieren und sich so von einzelnen Artikeln der Konkurrenz abheben. Klare Sprache, eindeutige Navigation im Design und Textaufbau ohne abschreckende pharmazeutische Fachbegriffe erhöhen die Aufmerksamkeit der Käufer. Den unterschiedlichen Veränderungen in der Pharma-Branche hat sich die Verpackungsindustrie für Arzneimittel in den vergangenen Jahren erfolgreich gestellt und geeignete Konzepte für das hoch spezialisierte Geschäft entwickelt. Durch seine hohe Innovationskraft ist die Zulieferindustrie der einstigen Apotheke der Welt auch für Zukunft gut gerüstet.

Autor: Melanie Streich, freie Journalistin

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