Merck plant Weiterentwicklung der Pharma-Pipeline

Darmstädter Pharmaunternehmen geht zuversichtlich ins Jahr 2016

Karl-Ludwig Kley, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Merck

Merck hat kürzlich im Rahmen der Veranstaltung "Kapitalmarkttag 2015" über strategische Prioritäten informiert, die im Jahr 2016 das operative Ergebnis prägen werden. Im Vordergrund stehen hierbei die Integration von Sigma-Aldrich sowie die Weiterentwicklung der Pharma-Pipeline.

Neben dem erwarteten organischen Wachstum des Nettoumsatzes, zu dem alle Unternehmensbereiche beitragen sollten, wird auch der Zukauf von Sigma-Aldrich im nächsten Jahr einen positiven Einfluss auf das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen haben. Dies schließt erwartete Kostensynergien von 90 Millionen Euro ein. Gleichzeitig plant Merck rund 250 Millionen Euro an zusätzlichen Investitionen in seine Pharma-Pipeline. Das Unternehmen hatte im November ein EBITDA pre zwischen 3,58 Milliarden Euro und 3,65 Milliarden Euro für das laufende Jahr 2015 vorhergesagt.

„Merck ist heute ein globales und modernes Unternehmen mit starken Geschäften, die – jedes für sich – marktführende Stellungen und das Potenzial für weiteres Wachstum haben“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Karl-Ludwig Kley. „Dabei wird der Schwerpunkt im kommenden Jahr vor allem auf der Integration von Sigma-Aldrich sowie der Weiterentwicklung unserer Pharma-Pipeline liegen.“

„Die Basis für Wachstum ist gelegt – jetzt geht es darum, zu liefern“, so Stefan Oschmann, Mitglied der Geschäftsleitung und designierter CEO von Merck. „Im Healthcare-Geschäft bereiten wir uns gezielt auf Wachstum vor, bei Life Science stehen die Sigma-Integration und die damit einhergehenden Kostensynergien im Vordergrund. Und bei Performance Materials wollen wir unsere technologische Spitzenposition weiter stärken und außerdem unser OLED-Geschäft ausbauen.“

Weiterentwicklung der Pharma-Pipeline
Im Healthcare-Geschäft plant Merck für 2016 weiterhin in die Erforschung und Entwicklung innovativer Arzneien zu investieren. Im Bereich der Immunonkologie geht das Unternehmen für 2016 von um 150 bis 200 Millionen Euro höheren F&E-Investitionen aus als 2015. Diese sollen in den immunonkologischen Antikörper Avelumab, den Merck zusammen mit Pfizer entwickelt, sowie in Projekte im Frühstadium der klinischen Entwicklung fließen. Im laufenden Jahr 2015 hat Merck, zusammen mit seinem Partner Pfizer, unter anderem vier zulassungsrelevante Studien für Avelumab gestartet, inklusive der zwei Phase-III-Studien mit Avelumab bei fortgeschrittenen Karzinomen des Magens und der Speiseröhre. Eine erste potenzielle Markteinführung für den Antikörper wird für 2017 erwartet. In der frühen klinischen Entwicklung treibt Merck unter anderem die Entwicklung des Prüfmoleküls M7824 voran. Das bi-funktionale Fusionsprotein zielt auf PD-L1 und TGF-ß und ist das erste in seiner Klasse. Auch die F&E-Investitionen in die Bereiche Onkologie und Immunologie beabsichtigt Merck im Jahr 2016 um einen mittleren bis hohen zweistelligen Millionenbetrag aufzustocken. Dabei erklärte das Unternehmen heute, dass es für sein BTK-Programm ein Partnerschaftsmodell prüft. Bei dieser Forschungssubstanz handelt es sich um einem hochselektiven Hemmer der Brutontyrosinkinase (BTK), die für die Entwicklung und Funktionsweise von unterschiedlichen Immunzellen wichtig ist.

In Zusammenhang mit der Vorbereitung der möglichen Markteinführungen von Avelumab und des Multiple-Sklerose-Medikaments Cladribin erwarte man in Darmstadt Investitionen im mittleren bis hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Die Studien zu Evofosfamide bei fortgeschrittenem Weichteil- und fortgeschrittenem Pankreasadenokarzinom werden nicht weiterverfolgt.

Life Science steht vor profitablem Wachstum
Das bestehende Life-Science-Geschäft von Merck zeigte im Jahr 2015 bislang solide organische Wachstumsraten, ähnliches gilt für Sigma-Aldrich. In beiden Fällen wirkte dabei die Nachfrage aus der Biotechnologiebranche als Wachstumstreiber. Der Unternehmensbereich Life Science bedient die drei Kundensegmente Research Solutions, Applied Solutions und Process Solutions und ist dabei die Nummer 2 in der weltweit 100 Milliarden Euro großen Life-Science-Industrie.

Das Pharmaunternehmen will die erhofften Synergien in Höhe von 260 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren, das heißt bis 2018, realisieren. So sollen Kosteneinsparungen zu jeweils rund 30 Prozent aus Marketing & Vertrieb einerseits sowie Verwaltung und F&E andererseits kommen und zu rund 40 Prozent aus dem Bereich Produktion. In den Jahren 2016 und 2017 sollen dabei Kosten in Höhe von 90 bzw. 170 Millionen Euro eingespart werden, das gesamte jährlich wiederkehrende Synergiepotenzial von 260 Millionen Euro soll dann bis Ende 2018 erreicht sein. Den Synergien stehen geschätzte, einmalige Integrationskosten in Höhe von 400 Millionen Euro, verteilt auf vier Jahre, entgegen.