Lanxess: Hightech-Lösungen für sauberes Wasser

Reinigende Polymer-Perlen werden 1938 in Bitterfeld-Wolfen erstmals in großem Maßstab produziert

75 Jahre Ionenaustauscher-Produktion in Bitterfeld

Die Geschichte der Wasseraufbereitung ist mit der Bitterfeld-Wolfens eng verbunden. Die Stadt an der Mulde ist die Keimzelle der Ionenaustauscher-Harze, leistungsstarke Polymer-Kugeln, mit denen sich Schadstoffe aus Flüssigkeiten entfernen lassen und die somit dabei helfen, die Qualität von Wasser zu verbessern. Vor 75 Jahren wurden in Wolfen die kleinen Harz-Perlen erstmalig in Großserienproduktion hergestellt.

Die Lanxess AG leistet – mit Ionenaustauschern, aber auch mit der Produktion von Membranfilterelementen – in Bitterfeld und an anderen Standorten einen wichtigen Beitrag, den Zugang zu sauberem Trinkwasser in allen Teilen der Erde sicherzustellen.

„Das Thema Wasser zählt zu den zentralen Megatrends unserer Zeit. Sauberes Wasser wird weltweit zu einer knappen Ressource und immer kostbarer, denn Verbrauch und Weltbevölkerung steigen stetig. Lanxess liefert innovative Produkte und Lösungen, um den Herausforderungen bei der weltweit schwieriger werdenden Wasserversorgung zu begegnen“, sagte Rainier van Roessel, Vorstandsmitglied der Lanxess AG, während der Jubiläumsveranstaltung am heutigen Dienstag in Bitterfeld-Wolfen. „Wir setzen unser Know-how gezielt dafür ein, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern – weltweit.“

Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, betonte die Wichtigkeit der traditionsreichen chemischen Industrie für den Standort: „Die heutige Jubiläumsfeier unterstreicht, wie sehr Lanxess mit dem Standort Bitterfeld-Wolfen inzwischen verwachsen ist. Das Engagement von renommierten Unternehmen wie Lanxess ist ein Gütesiegel für den Standort Sachsen-Anhalt. Ein bedeutender Standortvorteil in Sachsen-Anhalt sind die Chemieparks wie hier in Bitterfeld-Wolfen. Hier können die Unternehmen gemeinsam und damit kostengünstiger Infrastrukturen und Dienstleistungen nutzen. Mit dieser Strategie, das haben die vergangenen Jahre gezeigt, sind wir auf dem richtigen Weg“, sagte Haseloff.

„Die Entwicklung der Ionenaustauscher war eine von vielen bahnbrechenden Erfindungen am traditionsreichen Industriestandort Bitterfeld-Wolfen“, hob Petra Wust, Oberbürgermeisterin der Stadt Bitterfeld-Wolfen, hervor. „Als Oberbürgermeisterin bin ich stolz, dass dieses Verfahren seinen Siegeszug nun schon seit 75 Jahren in der ganzen Welt erlebt hat. Kaum ein anderes Produkt, das hier am Standort entwickelt wurde, kann auf eine so lange Erfolgsgeschichte zurückblicken. Maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg hatte nach der Wiedervereinigung die Bayer AG und seit 2004 die Lanxess AG, die hier die Produktion auf modernstem Stand weiterführt“, so Wust weiter. „Insbesondere die Entscheidung der Lanxess AG zur Erweiterung des Betriebskomplexes in Bitterfeld-Wolfen zeigt neben der Wettbewerbsfähigkeit unseres Industriestandortes auch die Verbundenheit des Spezialchemie-Konzerns zur Region, für die ich sehr dankbar bin.“

Bitterfeld: Wichtigster LANXESS-Standort für Megatrend Wasser
Der Spezialchemie-Konzern Lanxess produziert in Bitterfeld, Leverkusen und Jhagadia (Indien) Premium-Produkte zur Wasseraufbereitung. In Bitterfeld, seinem weltweit wichtigsten Standort für den Megatrend Wasser, betreibt der Spezialchemie-Konzern einen Betriebskomplex zur Herstellung monodisperser Ionenaustauscher. Es ist die größte und modernste Anlage ihrer Art weltweit. Vor zwei Jahren hat Lanxess zudem eine neue Produktionsanlage für Membranfiltrationstechnologie zur Wasseraufbereitung am Standort Bitterfeld eröffnet und darin rund 30 Millionen Euro investiert. „Und wir stärken unser Geschäft für Wasseraufbereitung weiter“, erklärte van Roessel. „Der Bedarf an Ionenaustauscher-Harzen zur Wasserreinigung wächst jährlich weltweit um rund vier Prozent. Deshalb investieren wir derzeit an unserem Leverkusener Standort zehn Millionen Euro in eine neue Produktionsstraße für schwach saure Kationenaustauscher sowie eine hochmoderne Anlage zur Abfüllung und Verpackung.“ Die Baumaßnahmen, die die Produktionskapazitäten am rheinischen Standort um 30 Prozent erhöhen, sollen bis Mitte 2014 abgeschlossen sein.

„Mit unseren Ionenaustauschern der Marke Lewatit und unseren Membranfiltrationselementen der Marke Lewabrane sind wir nicht nur führender Komplettanbieter auf dem Gebiet der Wasseraufbereitung, sondern auch einziger Produzent dieser Membranelemente in Europa“, sagte Jean-Marc Vesselle, Leiter des Lanxess-Geschäftsbereichs Liquid Purification Technologies. „In Kombination bilden die Produkte beider Marken ein hocheffizientes Reinigungssystem, auch für die Entsalzung von Meerwasser zu Trinkwasser.“

Starke Perlen für Haushalt und Industrie
Ionenaustauscher-Harze funktionieren denkbar einfach: Die weniger als einen Millimeter kleinen Polymerperlen binden unerwünschte Stoffe in Flüssigkeiten und geben dafür unbedenkliche Stoffe ab. Anwendungsmöglichkeiten sind etwa die Enthärtung von Wasser in der Geschirrspülanlage oder die Entkarbonisierung in Haushalts-Wasserfiltern. In Kraftwerken werden die Polymerkugeln zur Produktion von hochreinem Wasser und Dampf eingesetzt. So können Ablagerungen und Korrosion vermieden und Wirkungsgrad, Betriebssicherheit sowie Betriebsdauer erhöht werden. Darüber hinaus helfen Ionenaustauscher-Harze, selektiv Schwermetalle und organische Schadstoffe sowohl aus Grund- als auch aus Industrieabwasser zu entfernen.

Wechselvolle Geschichte der Ionenaustauscher-Harze
In den 1930er Jahren ist Wolfen die Wiege der Ionenaustauscher-Harze. Hier forschen Paul Robert Griesbach und seine Mitarbeiter, hier enstehen die ersten Prototypen, die ab 1936 zur Marktreife gebracht werden. 1938 ist es soweit: Unter dem Markennamen Wofatit wird die großtechnische Produktion der Ionenaustauscher aufgenommen und am 1. August 1939 der Markenname offiziell registriert. Griesbach erkennt bereits zu dieser Zeit, dass sich aus den Variationsmöglichkeiten der Ausgangsstoffe für die Kunstharz-Ionenaustauscher eine Vielzahl von Anwendungsgebieten ableiten lassen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Produktion im Volkseigenen Betrieb (VEB) Farbenfabrik Wolfen weitergeführt. Unterstützt durch Wolfener Experten, die in den Westen Deutschlands kommen, entsteht in den 1950er Jahren der Aufbau einer weiteren Produktion in Leverkusen. Der Markenname dieser Ionenaustauscher: Lewatit.

In den 1960er Jahren ermöglicht die Entwicklung makroporöser Harze eine wirtschaftliche Aufbereitung großer Wassermengen. 1969 entsteht das VEB Chemiekombinat Bitterfeld, in das auch die VEB Farbenfabrik Wolfen integriert wird. Die kommenden zwei Jahrzehnte sind von technischen Neuerungen geprägt: In den 1970er Jahren wird die Gegenstromtechnologie eingeführt, in den 1980er Jahren werden exakt gleichgroße, so genannte monodisperse Ionenaustauscher-Harze entwickelt.

Kurz nach der Wiedervereinigung übernimmt 1991 Bayer den Vertrieb der Bitterfelder Wofatit-Harze. 1996 ist die Geburtsstunde eines neuen Ionenaustauscher-Betriebskomplexes sowie der IAB GmbH auf dem Gelände der Bayer Bitterfeld GmbH am Rande des bisherigen Chemiekombinats. Um die Produktionsmitarbeiter halten zu können, werden bis zum Produktionsbeginn der neuen Anlagen die drei noch bestehenden „Alt“-Anlagen weitergeführt. Der neue Anlagen-Komplex nimmt im Januar 1999 den Betrieb auf.

Mit der Abspaltung von Bayer wechselt auch die IAB Ionenaustauscher GmbH im Jahr 2004 zum neu gegründeten Spezialchemie-Konzern Lanxess. Drei Jahre später werden die Kapazitäten für monodisperse Ionenaustauscher-Harze am Standort Bitterfeld ausgeweitet. Am 21. Januar 2010 erfolgt in Bitterfeld der erste Spatenstich für ein neues Werk für Membranfiltrationstechnologie. Nur 20 Monate später, im September 2011, eröffnet Lanxess in Bitterfeld offiziell seine hochmoderne Produktionsanlage zur Herstellung von Umkehrosmose-Membranelementen für die Wasseraufbereitung.