Körber Digital gründet Corporate Venture „InspectifAI“

Optimierte optische Kontrolle pharmazeutischer Produkte

Körber-Konzern setzt seine Strategie zur Digitalisierung der industriellen Produktion fort

Das Geschäftsfeld Digital des Körber-Konzerns gründet sein zweites Corporate Venture „InspectifAI“. Bereits 2020 ging der Konzern mit seiner ersten Ausgründung „FactoryPal“ an den Markt. Dieses hat sich innerhalb kurzer Zeit mit seinem SaaS-Angebot in der Industrie etabliert und wurde mehrfach ausgezeichnet. Das soll jetzt auch mit „InspectifAI“ gelingen. Während „FactoryPal“ mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) für mehr Effizienz in der Fertigung sorgt, konzentriert sich das neue Körber-Venture auf den pharmazeutischen Markt. Ziel ist es, die optische Inspektionskontrolle von pharmazeutischen Produkten wie z.B. Impfstoffdosen zu revolutionieren. Mittels KI-Unterstützung sollen die Inspektionsentscheidungen von heutigen Inspektionsmaschinen optimiert werden, so dass die sehr hohe Rate fälschlicherweise aussortierter Produkte, sogenannter False Ejects, auf ein Minimum reduziert wird.

Gerade Hersteller pharmazeutischer Produkte müssen in deren Produktion größte Sorgfalt walten lassen. Ein beschädigtes oder verunreinigtes Produkt im Handel bedeutet schwerwiegende Folgen für Patient und Produktionsunternehmen bis hin zur Schließung des Produktionsstandortes. Zurecht gestalten sich die Inspektionskontrollen daher als besonders wichtig und genau. Diese Vorsicht und Sorgfalt führt im Extremfall dazu, dass beinahe jedes dritte Produkt von der Inspektionsmaschine fälschlicherweise aussortiert wird. Das nachträgliche, händische Prüfen der aussortierten Produkte durch Mitarbeiter ist zeit- und kostenintensiv. Hier setzt „InspectifAI“ an. Seit Beginn des Jahres entwickelt Körber Digital eine Softwarelösung, die direkt aus der Erfahrung von Inspektionsspezialisten lernt und dieses Wissen mittels trainierter Deep Learning Modelle einer Inspektionsmaschine zugänglich macht. Dadurch wird die Entscheidungstreue und -sicherheit der Inspektionsmaschine deutlich erhöht. Vereinfacht gesagt, trifft die „InspectifAI“-KI eine bessere Entscheidung als bisherige Bildverarbeitungsmethoden, sodass es nicht mehr zum fälschlichen Auswurf der Produkte kommt. Was einfach klingt, kann den Arbeitsaufwand für Unternehmen und damit auch Kosten drastisch senken.

„Je nach pharmazeutischem Produkt und vorherrschenden Produktionsvarianzen kann die False-Eject-Rate zwischen 50 und 99 Prozent reduziert werden. Mit unserer Lösung beschränken wir uns nicht auf Inspektionsmaschinen aus dem Hause Körber, sondern fokussieren alle Maschinen, die vollautomatische visuelle Inspektionsaufgaben in der Pharmaproduktion erfüllen. Mit unserem Ansatz, durch KI den visuellen Inspektionsprozess zu verbessern, stiften wir einen großen Mehrwert für alle Hersteller pharmazeutischer Produkte. Eine genaue und zuverlässige Kontrolle ohne ständige Rückläufer, unabhängig von der einzelnen Inspektionsmaschine, bedeutet eine erhebliche Effizienzsteigerung der Kontrollen“, erläutert Dr. Mario Holl, Vice President Product, Sales & Relations bei „InspectifAI“. Dr. Holl betreute nicht nur den operativen Prozess, der jetzt zur Ausgründung seitens Körber Digital führt, sondern auch den planerischen Aufwand, der diesem im letzten Jahr vorausging. Neben der Prüfung der technischen Machbarkeit galt es insbesondere die Prozesse des Kunden sowie die erschließbaren Potentiale zu evaluieren. Der promovierte Maschinenbauingenieur hat seit Anfang des Jahres ein Kernteam aus rund zwanzig Mitarbeitern zusammengestellt, die die Entwicklung der Lösung weiter vorantreiben. Zunächst mit ausgewählten Referenzkunden in Europa, sobald die innerhalb des Projekts entwickelten Produkte Marktreife erreichen, ist aber auch der internationale Rollout geplant.

„Die Resonanz und das Interesse der Pharmaunternehmen ist beeindruckend. Bereits heute befinden wir uns in konkreten Projekten mit Vertretern aus unterschiedlichen Kundensegmenten, von Top 10-Pharmaunternehmen bis hin zu Vertragsherstellern.“ zeigt sich „InspetifAI“-CTO Moritz Strube erfreut: „Das liegt auch daran, dass unsere Vision nicht bei der Optimierung der Einzelanlage endet. Wenn es gelingt, das erlernte Wissen mittels KI-Modellen im Inspektionsmaschinennetzwerk des Pharmaherstellers zu transferieren, ergeben sich enorme Skalenund Netzwerkeffekte. Kostenersparnisse, Qualitätsgewinne sowie Produkt- und Patientensicherheit potenzieren sich im selben Maße.“ Der Körber-Konzern begreift „InspectifAI“ als weiteren Erfolg seiner Digital-Strategie. Deren Ziel ist es, mithilfe von maschinenunabhängigen digitalen Lösungen, die Zukunft der industriellen Produktion zu gestalten. Daniel Szabo, CEO bei Körber Digital, führt dazu aus: „Für uns ist `InspectifAI´ eine Bestätigung dafür, dass der Innovationsprozess von Körber zur sinnstiftenden Identifikation neuer Ausgründungen funktioniert. Der Inspektionsmaschinenbau ist einer der Bereiche, in denen wir heute marktführend sind. Diese Position auch in Zukunft zu halten oder noch auszubauen, gelingt nur mit Investitionen und der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Die Pharmaindustrie steht vor einem Wandel und Körber hat den Anspruch, diesen Wandel aktiv mitzugestalten.“
 

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