Einkaufsmanager-Index: Industrie schaltet weiteren Gang zurück

Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage

Das niedrigste Auftragsplus seit über zwei Jahren hat im Juni das Wachstum der deutschen Industrie weiter abgebremst. Während sich die Produktionssteigerungsrate allerdings nur minimal abschwächte, fielen die Geschäftsaussichten dagegen binnen Jahresfrist noch weniger optimistisch aus als zuletzt. Das signalisiert der finale saisonbereinigte IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der binnen vier Wochen um 0,7 Punkte auf 55,9 nachgab und damit den tiefsten Wert seit anderthalb Jahren erreichte. Seit dem Rekordhoch im Dezember 2017 ist der der wichtige Konjunktur-Indikator bereits zum sechsten Mal hintereinander gesunken.

IHS Markit-Chefvolkswirt Phil Smith kommentierte die finalen EMI-Daten für den Monat Juni mit den Worten: „Das Wachstum in der deutschen Industrie hat sich über das erste Halbjahr hinweg durchgehend verlangsamt. Bleibt die Frage, ob uns noch Schlimmeres bevorsteht. Denn in den vergangenen Monaten lag der Zuwachs bei den Neuaufträgen stets unter der jeweiligen Produktionsrate. Im Juni vergrößerte sich dieser Abstand sogar noch, nachdem der Auftragsneueingang so niedrig ausfiel wie seit fast zwei Jahren nicht mehr und damit einen grundlegenden Abwärtstrend andeutet.“ In der Tat hätten sich die EMI-Umfrageteilnehmer nach Einschätzung des IHS Markit-Chefvolkswirtes „weniger zuversichtlich im Hinblick auf zukünftiges Produktionswachstum gezeigt, woran auch die jüngst verhängten Handelszölle einen nicht unwesentlichen Anteil haben“.

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:

Industrieproduktion: Trotz des fünften Rückgangs innerhalb der vergangenen sechs Monate auf den tiefsten Wert seit November 2016 blieb die Produktionssteigerungsrate im Juni überdurchschnittlich hoch. Lediglich im Konsumgüterbereich wurde die Fertigung zurückgefahren.

Auftragseingang insgesamt/Export: Der Auftragszuwachs fiel im Juni so niedrig aus wie zuletzt im März 2016. Knapp ein Viertel der Befragten verbuchten ein Plus und bei knapp 19 Prozent stand ein Minus zu Buche, hauptsächlich wegen der geringeren Nachfrage aus den USA und China. Der Teilindex Auftragseingang Export weist insgesamt das niedrigste Plus seit über zwei Jahren aus. Starkes Wachstum vermeldete der Investitionsgüterbereich; im Vorleistungsgüterbereich fiel der Zuwachs moderat aus und im Konsumgüterbereich verzeichnete man sogar ein Minus.

Beschäftigung: Der 27. Jobaufbau in Folge beschleunigte sich gegenüber dem 15-Monatstief im Mai wieder und fiel ausgesprochen kräftig aus. Neue Mitarbeiter wurden vor allem im Vorleistungsgüterbereich eingestellt, dicht gefolgt vom Investitionsgüterbereich.

Einkaufs-/Verkaufspreise: Infolge Währungsabwertung, Lieferengpässen und steigenden Frachtkosten, aber auch wegen der Verteuerung von Stahl, Kunststoffen und Elektronikgütern legten die Einkaufspreise im Juni wieder stärker zu als in den drei Vormonaten. Dagegen schwächte sich der Anstieg der Verkaufspreise weiter ab und fiel so niedrig aus wie zuletzt vor acht Monaten. Begründet wurde dies mit dem zunehmenden Wettbewerbsdruck.

Jahresausblick: Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist sanken im Juni zum fünften Mal innerhalb der vergangenen sechs Monate und fielen so wenig optimistisch aus wie seit über drei Jahren nicht mehr. Sorgen bereitet den Unternehmen aktuell die nachlassende Nachfrage, die Einführung von Zöllen sowie die anhaltenden Kapazitätsengpässe.