Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, Bundesforschungsministerin Johanna Wanka und Wirtschaftsstaatssekretär Rainer Sontowski haben gestern in Berlin zusammen mit Vertretern der pharmazeutischen Industrie, der Wissenschaft und der Forschung sowie der Gewerkschaft IG BCE die Ergebnisse des „Pharmadialogs“ vorgestellt.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe: „Mit den Vereinbarungen des Pharmadialogs stellen wir gemeinsam die Weichen für eine starke Forschung und Produktion am Pharmastandort Deutschland auch in Zukunft. Damit schaffen wir die Grundlagen dafür, dass Patientinnen und Patienten weiterhin einen schnellen Zugang zu hochwertigen und zugleich bezahlbaren Arzneimitteln haben. Es ist gut, dass sich die pharmazeutische Industrie für die Entwicklung neuer Antibiotika und eine bessere Versorgung mit Kinderarzneimitteln stark macht. Gerade aufgrund der aufwendigen Entwicklung neuer Antibiotika brauchen wir eine enge Zusammenarbeit der forschenden Unternehmen, der Wissenschaft und der Politik, um die Anstrengungen in diesem Bereich zu verstärken. Diese Partnerschaften wollen wir gemeinsam verstärken.“
Bundesministerin Professor Dr. Johanna Wanka: „Mir ist wichtig, dass die Menschen von den Forschungsergebnissen schnell profitieren. Der enge Dialog zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist für einen intakten Wissenstransfer unerlässlich. Wir werden die Entwicklung von Wirkstoffen und Arzneimitteln mit Forschungsprogrammen weiterhin unterstützen.“ Laut Wanka sollen insbesondere kleine und mittlere Unternehmen mit einer neuen Fördermaßnahme gezielt bei der Entwicklung neuartiger Ansätze zur Diagnose und Behandlung bakterieller Infektionen gefördert werden.
Rahmenbedingungen für den Wagniskapitalstandort Deutschland kontinuierlich weiterentwickeln
Staatssekretär Dr. Rainer Sontowski: „Mit dem Pharmadialog haben wir uns das Ziel gesetzt, den Standort Deutschland für Forschung und Produktion nachhaltig zu stärken und hierfür die richtigen Rahmenbedingungen für die pharmazeutische Industrie zu schaffen. Nach vier Dialogsitzungen haben wir uns auf einen Katalog verständigt, der verschiedene Maßnahmen und Handlungsfelder zusammenführt. Im Bereich des Bundeswirtschaftsministeriums werden wir unsere sehr erfolgreiche Start-up-Förderung fortsetzen. Außerdem bleibt es auch weiterhin ein wichtiges Ziel des Bundeswirtschaftsministeriums, die Rahmenbedingungen für den Wagniskapitalstandort Deutschland kontinuierlich weiterzuentwickeln.“
Die pharmazeutischen Verbände: „Die Verbände begrüßen, dass die Bundesregierung die hohe Bedeutung der pharmazeutischen und der Biotechnologie-Industrie für eine hochwertige Arzneimittelversorgung, die Lebensqualität von Patienten und den Wirtschaftsstandort Deutschland ausdrücklich anerkennt. Jetzt sind alle Akteure gefordert, gemeinsam ein ausgewogenes und zukunftsfähiges Maßnahmenpaket zu erarbeiten.“
Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität Frankfurt a. M.: „Deutschland bietet hervorragende Voraussetzungen für die Erforschung, Entwicklung und Produktion von Arzneimitteln, nicht zuletzt wegen seiner exzellenten universitären und außeruniversitären Forschungsinfrastrukturen. Um die Zukunftsfähigkeit des Pharmastandortes Deutschland zu stärken und auszubauen, müssen Standortvorteile, Infrastrukturen und Potenziale besser synergistisch entlang der pharmazeutischen Wertschöpfungskette genützt, bürokratische Hemmnisse abgebaut und ein innovationsfreundlicheres Klima sowie neue Förderinstrumente geschaffen werden.“
Fachkräfteentwicklung klug und weitsichtig voran bringen
Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE): „Mühsam, aber konstruktiv – der Pharmadialog hat sich gelohnt. Die Bedeutung der deutschen Pharma-Industrie wird stärker wahrgenommen. Das gilt sowohl mit Blick auf Versorgungsqualität und Sicherheit der Arzneimittel als auch für die Rolle, die die Branche für die Innovations- und Wirtschaftskraft Deutschlands spielt. Verlässliche Rahmenbedingungen sind eine notwendige Voraussetzung für den ökonomischen Erfolg und für den Erhalt und Ausbau von Beschäftigung. Die Pharma-Industrie hängt wesentlich ab vom Qualifikationsniveau und der Leistungsbereitschaft der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels kommt es darauf an, die Fachkräfteentwicklung klug und weitsichtig voran zu bringen.“
Unter Federführung des Bundesgesundheitsministeriums haben sich die Dialogpartner des Pharmadialogs in den letzten eineinhalb Jahren mit den Herausforderungen der pharmazeutischen Industrie in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Produktion und Versorgung beschäftigt. Der Umgang mit Antibiotika-Resistenzen wurde in der Unterarbeitsgruppe „Antibiotika“ vertieft beraten. Folgende zentrale Vereinbarungen wurden getroffen:
Beim Thema „Antibiotika“ wurden umfangreiche Maßnahmen festgehalten:
Die Dialogpartner sehen das Amnog-Verfahren als „Qualitätsmerkmal“ für den Standort Deutschland an und wollen es weiterentwickeln:
Um den Zugang von Patientinnen und Patienten zu hochwertigen und zugleich bezahlbaren Arzneimitteln weiter zu verbessern, sollen Ärztinnen und Ärzte qualifizierte Informationen über Biosimilar-Produkte, die als Nachfolgeprodukte von biopharmazeutisch hergestellten Original-Arzneimitteln besonders kostengünstig sind, erhalten. Die Dialogpartner wollen prüfen, wie Biosimilars schneller in die Versorgung gebracht werden können. Zudem soll die sogenannte „Personalisierte Medizin“ besser gefördert werden. Dazu wird das Bundesgesundheitsministerium die Regelungen zur Erstattung von diagnostischen Verfahren verbessern. Diagnostische Verfahren zielen darauf ab, bei einem Patienten bzw. einer Patientin vor Einsatz eines Arzneimittels oder einer Therapie zunächst eine spezielle begleitende Diagnostik durchzuführen, um sicherzustellen, dass das betreffende Arzneimittel auch wirksam ist.
Dialog soll regelmäßig weiter aus- und fortgeführt werden
Darüber hinaus bleibt es erklärtes Ziel der Bundesregierung, die Rahmenbedingungen für Wagniskapital international wettbewerbsfähig zu gestalten. Hierzu wird die Bundesregierung die im „Eckpunktepapier Wagniskapital“ angekündigte Strategie fortführen. Aktuell beinhaltet das zum Beispiel die konzeptionelle Ausgestaltung des Ausbaus des "INVEST"-Zuschusses für Wagniskapital. Die am Dialog beteiligten Ressorts werden bei ihren Gesetz- und Verordnungsentwürfen ein besonderes Augenmerk darauf haben, die Bürokratiekosten für kleine und mittelständische Pharmaunternehmen möglichst gering zu halten.
Die Dialogpartner waren sich einig, den Dialog in einem regelmäßigen Austausch weiterzuführen, um den Stand der Umsetzung der Vereinbarungen und neue Entwicklungen zu begleiten. Teilnehmer des Pharmadialogs waren (das Bundeskanzleramt hatte einen Gaststatus. Als Gäste waren das Paul Ehrlich-Institut, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, der GKV-Spitzenverband und der Gemeinsame Bundesausschuss einbezogen):