Ablaufende Patente befeuern M&A-Aktivitäten im Biotech-Sektor

Biotechlabore bleiben Innovationsmotor

Bellevue ist ein spezialisierter Asset Manager mit den Kernkompetenzen Healthcare-Strategien, alternative und traditionelle Anlagestrategien

Immer mehr Menschen können mit Arzneien und medizinischen Geräten stetig besser behandelt werden. Allein in den USA, dem global größten Gesundheitsmarkt, wurden 2021 50 Medikamente zugelassen. Damit setzt sich der positive Trend der letzten Jahre fort. Im Vergleich zu den unternehmerischen Erfolgen und dem kommerziellen Potenzial fiel die Rendite für Investoren zuletzt bescheiden aus. Umso mehr lohnt sich jetzt der Blick nach vorne.

Im Biotechsektor konzentrierten sich Investoren 2021 stark auf die beiden mRNA-Impfstoffhersteller Moderna und Biontech. Dem Nasdaq Biotech Index hat das wenig geholfen, denn trotz der sehr hohen Wachstumsdynamik und der erneut großen Anzahl von Produktzulassungen blieb er von seiner Jahresperformance deutlich hinter dem Gesamtmarkt. Die Diskrepanz zwischen kommerziellen Erfolgen und unterdurchschnittlicher Performance verleiht dem Biotechsektor eine attraktive Bewertung im Vergleich zum Gesamtmarkt und anderen Teilsektoren der Gesundheitsbranche. Damit stellt sich auch die Frage, welche Kaufargumente jetzt einen Stimmungsumschwung an den Finanzmärkten zugunsten von Biotechinvestments herbeiführen werden.

Patentabläufe treffen Big Pharma besonders

Ein wesentlicher Grund sind die Patentabläufe, die in den nächsten Jahren insbesondere Big Pharma treffen werden. Bellevue Asset Management erwartet deshalb in diesem Jahr einen starken Anstieg der M&A-Aktivitäten, was in Verbindung mit einer sehr attraktiven Bewertung der Biotechwerte und den doppelstelligen Wachstumsraten zu einer Neubewertung des Sektors führen dürfte. Darüber hinaus stammen zahlreiche neue Therapieansätze aus den letzten Jahren aus den Laboren von Biotechfirmen. Die raschen und erfolgreichen Lösungen des Sektors zur Bewältigung der Pandemie wurden mit beeindruckender Geschwindigkeit entwickelt und zeugen von seiner starken Innovationskraft. Diese Lösungen eröffnen auch neue Anwendungsmöglichkeiten. Bei der mRNA-Technologie sind das neue Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten und Krebs, die sich bereits in der klinischen Entwicklung befinden und für die in diesem Jahr neue Daten erwartet werden.

Von den etablierten Schwergewichten arbeiten Unternehmen wie Vertex Pharma oder Biogen daran, das Sortiment ihrer bisherigen Wachstumstreiber durch neue Produkte aus ihrer Entwicklungspipeline zu verjüngen. Jede Meldung von klinischen Erfolgen seitens dieser Branchenveteranen könnte zu einem positiven Stimmungsumschwung gegenüber dem gesamten Biotechsektor führen. Ein spannendes Feld sind in diesem Jahr die Alzheimer-Therapien, wo klinische und regulatorische Updates erwartet werden. Am wichtigsten werden die endgültigen Daten von Biogen/Eisai für Alzheimer im Frühstadium der Krankheit sein. Der Antikörper richtet sich gegen Ablagerungen des Eiweisses Beta-Amyloid im Gehirn. Eli Lilly wird voraussichtlich Daten aus seiner Phase-III-Studie mit Donanemab präsentieren und Roche und Morphosys könnten in der zweiten Jahreshälfte Phase-III-Daten zu Gantenerumab vorlegen.

In der Onkologie werden in der Klasse der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs) und bispezifischen Antikörper für 2022 zahlreiche Daten erwartet. Gilead ist bestrebt, den Einsatz seines Krebsmedikaments Trodelvy über den dreifach negativen Brustkrebs (TNBC) hinaus auszuweiten. Hier wird Gilead mit Astrazeneca/Daiichi Sankyo konkurrieren, die im Dezember letzten Jahres vielversprechende Daten zu einem Produkt aus der frühen Pipeline vorstellten. Die beiden untersuchen auch die Behandlung von Patienten mit HER2-armem Brustkrebs mit ihrem bereits zugelassenen ADC Enhertu. Des Weiteren wird Genmab Updates zu seinen Programmen für Lymphome/Blutkrebs geben und Xencor Daten zum Konzeptnachweis für seine bispezifische Technologie vorstellen.

Pharmakonzerne sind eine Bank

Auf den ersten Blick ist die Jahresperformance von 24,2 Prozent des NYSE Arca Pharmaceutical Index für 2021 passabel. Maßgeblich dafür war allerdings das starke Abschneiden von wenigen Pharmakonzernen wie Pfizer und Eli Lilly. Zieht man Bewertungskennziffern wie das Verhältnis von Unternehmenswert zu Ebitda heran, kommt der Index auf einen um 25 Prozent niedrigeren Durchschnittswert als der S&P 500. Zugleich spricht eine Reihe von Faktoren dafür, dass die Pharmakonzerne 2022 mit dem Marktumfeld besser zurechtkommen werden als andere Branchen. Störfeuer von politischer Seite, wie sie gedeckelte Medikamentenpreise hätten auslösen können, sind mit dem vorläufigen Scheitern des „Build Back Better“-Plans von US-Präsident Biden erst einmal vom Tisch. Auch eine anhaltend hohe Inflation kann den Pharmafirmen wenig anhaben, da sie Preiserhöhungen über ihre Produkte weitergeben können.

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