Deutscher Mittelstand noch in der Spitzengruppe

Um Position zu halten, sind mehr Innovationen nötig

Seniorchef am Telefon

Der deutsche Mittelstand sieht sich derzeit sehr gut für den internationalen Wettbewerb gerüstet, doch seine Position auf ausländischen und heimischen Märkten wird angegriffen. Zu diesem Ergebnis kommt der neue KfW-Wettbewerbsindikator, der die Einschätzungen kleiner und mittlerer Unternehmen zu ihrer aktuellen und zukünftigen Position im Vergleich zu internationalen Konkurrenten abbildet.

Der Indikator basiert auf einer Befragung von KfW Research im Mai und Juni dieses Jahres von 2.200 international aktiven Mittelständlern in zehn wichtigen Industrie- und Schwellenländern zu unternehmens- und standortspezifischen Faktoren.

Eigenes Zukunftspotenzial wird kritisch beurteilt
Deutsche Mittelständler schätzen ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit fast so gut ein wie die US-amerikanischen Unternehmen und liegen damit auf Platz zwei der Tabelle, auf Rang drei folgen die Briten. Der aktuelle Platz in der Spitzengruppe wird getragen von den hervorragenden und stabilen Standortbedingungen in Deutschland sowie von der positiven Sicht auf die derzeitige eigene Unternehmensperformance. Ihr eigenes Zukunftspotenzial bewerten die deutschen Mittelständler hingegen kritisch. Ihre geringe Innovationstätigkeit dürfte ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zukünftig schwächen - denn dieser Faktor ist mitentscheidend für die langfristige Konkurrenzfähigkeit. Unternehmen aus den USA, Großbritannien - aber auch in den aufstrebenden Schwellenländern wie Brasilien und China - sehen sich hier deutlich besser aufgestellt und stehen bereit, den deutschen Mittelständlern in Zukunft Weltmarktanteile abzunehmen.

Mehr Innovationen und Investitionen notwendig
"Deutsche Mittelständler punkten heute vor allem mit Service, Qualität und kurzen Lieferzeiten. Um auch in Zukunft im internationalen Wettbewerb zu bestehen, wird das allein nicht reichen", sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. "Die kleinen und mittleren Unternehmen müssen stärker auf innovative Produkte und Dienstleistungen setzen und auch mehr investieren. Nur so können sie mithalten mit der Konkurrenz aus USA, Großbritannien und den Schwellenländern, die genau das bereits tut!" Andernfalls drohe ein nachhaltiger Verlust an Wettbewerbsfähigkeit, so Zeuner weiter. "Welche Auswirkungen das haben kann, zeigt sich am Beispiel Japans: Trotz ausgezeichneter Standortbedingungen können die Mittelständler sich in ihrer Unternehmensperformance nicht gegen die internationale Konkurrenz behaupten."

Aus europäischer Sicht alarmierend ist die in der KfW-Befragung ermittelte geringe Wettbewerbsfähigkeit spanischer und italienischer Mittelständler. "Rutschen sie weiter ab, schwächt das die Eurozone noch mehr und kann im auslandsaktiven deutschen Mittelstand - der vor allem mit Europa vernetzt ist - Umsatz, Gewinn und Arbeitsplätze kosten", betont der KfW-Chefvolkwirt. Handlungsbedarf sieht er in beiden Ländern insbesondere beim Abbau von Finanzierungsbeschränkungen und Bürokratie. Besorgniserregend sei aber auch die für entwickelte Industrieländer hohe Belastung durch Korruption und politische Instabilität.