2014 höhere Umsatzerlöse in der Pharmaindustrie erwartet

19. Handelsblatt Jahrestagung "Pharma 2014"

Zeitenwende für die Pharmaindustrie

Langsam wird deutlich, worauf sich Pharmahersteller in der neuen Legislaturperiode einstellen müssen: Der Zwangsrabatt für Arzneimittel, der laut Gesetz ab 2014 von derzeit 16 wieder auf 6 Prozent sinken sollte, wird nach aktuellem Verhandlungsstand der AG Gesundheit auf sieben Prozent festgesetzt und soll bis 2017 gelten.

Auch das Preismoratorium bleibt laut Plänen der Unterhändler weiter bestehen. Demgegenüber verkündeten die CDU- und SPD-Vertreter das Aus der Nutzenbewertung von etablierten Arzneimitteln. Über die Auswirkungen dieser politischen Entscheidungen sowie über neue Strategien und Ansätze diskutieren mehr als 120 Pharmaexperten auf der 19. Handelsblatt-Jahrestagung "Pharma 2014" am 19. und 20. Februar 2014 in Frankfurt am Main. Auf dem größten deutschen Strategietreff der deutschen Pharmabranche präsentieren Arzneimittelhersteller ihre aktuellen Geschäftsmodelle, berichten über ihre Erfahrungen mit dem Amnog und beleuchten Entwicklungen im internationalen Arzneimittelmarkt.

Hoffnungsträger Biopharmazeutika
Für 2014 rechnen Branchenkenner und Investoren wieder mit höheren Umsatzerlösen der Pharmaindustrie. Einen Beitrag dazu dürfte der Sektor der Biopharmazeutika leisten, den der Marktbeobachter IMS Health schon heute als bedeutenden Wachstumsfaktor im Arzneimittelmarkt wertet. Rund 23 Prozent der GKV-Ausgaben entfielen derzeit auf diesen Bereich, so IMS Health. Für Christophe Bourdon, neuer Deutschlandchef des Biotechunternehmens Amgen und Referent auf der Handelsblatt-Tagung, ist die Biotechnologie der große Hoffnungsträger in der Medizin. "Der gesamte europäische Gesundheitsmarkt befindet sich derzeit im Wandel, und alle schauen auf Deutschland", sagte Bourdon bei seinem Amtsantritt im September.

"Eine der großen Aufgaben wird es sein, den Wert dieser jungen Wissenschaft und unserer neuen Therapieansätze klar aufzuzeigen." Patentabläufe - Trendwende im Pharmasektor? Zuletzt eroberten die Generikahersteller immer mehr Marktanteile vom Pharmakuchen. Ihre Umsätze wuchsen höher als jene der Originalhersteller. Doch langsam kommt ihr Aufstieg zum Stillstand: Das Handelsblatt spricht angesichts guter Zahlen und Prognosen der Originalhersteller bereits von einer Zeitenwende. Ob Patentabläufe das Ende oder den Beginn einer Erfolgsgeschichte einleiten, diskutiert auf der Pharmatagung der Geschäftsführer von Teva Deutschland, Dr. med. Markus Leyck Dieken. Das Unternehmen produziert sowohl innovative Arzneimittel als auch Nachahmerprodukte.

Erfahrungen nach drei Jahren Amnog
Die Folgen der Arzneimittelreform Amnog sowie die frühe Nutzenbewertung neuer Wirkstoffe wird auf der Veranstaltung aus unterschiedlichen Positionen beleuchtet: Prof. Dr. Walter Schwerdtfeger, Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte stellt die Rolle seiner Behörde im Bewertungsprozess vor, Unternehmen wie Glaxosmithkline und Astrazeneca zeigen, wie sie die frühe Nutzenbewertung ihrer Produkte bewältigen. "Die Nutzenbewertung wurde, soweit es um den Bestandsmarktaufruf geht, von der neuen Bundesregierung auf den Prüfstand gestellt. Hiervon unabhängig fehlt bisher jedoch eine Betrachtung auf europäischer Ebene. Der mit dem für die pharmazeutische Industrie mit Nutzenbewertungen verbundene Aufwand legt eine gesamteuropäische Betrachtung jedoch nahe", erklärte Dr. Wolfgang Rehmann, Partner der Kanzlei Taylor Wessing Rechtsanwälte. Der Jurist wird die Nutzenbewertung im Kontext des EU-Binnenmarktes kritisch erörtern. 

Auch globale Perspektiven zeigt die Tagung auf: So wird die neue Unternehmenschefin von Merck Serono Deutschland, Belén Garijo, Einblicke in die Auslandsaktivitäten ihres Unternehmens geben. Auf dem separat buchbaren "International Pharma Day" (18. Februar) werden außerdem Experten wie Dr. Alric Rüther vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen und Prof. Stephen Palmer vom Nice Technology Appraisal Committee die europäischen Bewertungsprozesse (HTA) erörtern und vergleichen.